Juergen aus Stuttgart hat geschrieben:Das ist das Bittere heutzutage, dass nur noch das Motto gilt: wer zahlt. schafft an.
War das nicht schon immer so?
Und wenn dem Zahler ein pseudohistorisches Aussehen wichtiger ist, dann ist es eben so. Aber ich als Eisenbahnfreund kann mich damit nicht so recht identifizieren.
Ich bin mir bewusst: In dieser (unendlichen) Diskussion prallen Philosophien bzw. Welten aufeinander. Provokant könnte man sagen: Heute müsste das einzige historisch authentische Aussehen in etwa diesem Look entsprechen:
Fahrzeuge dieses Alters in ihren Auslieferungszustand rückzubauen ist weder betrieblich sinnvoll noch rechtlich/sicherheitstechnisch möglich. Jede umfangreiche Aufarbeitung ist in einem gewissen Ausmaß "historisierend" (zugespitzt formuliert: "lügt" mehr oder weniger) und ist praktisch nie "historisch" – auch wenn in vielen Fällen (wie z. B. auch in Großbritannien) das Gegenteil behauptet wird (Man beachte den Bedeutungsunterschied von historisierend/historisch!).
Wirklich "historische" Dampfloks (wie ich es verstehe) fahren vielleicht noch auf ein paar chinesischen Kohlebahnen etc. Eine stets 1a-herausgeputzte, geschniegelte Lok wie die Mh.6 ist zwar schön anzusehen und ist in ihrem Erscheinungsbild "historisierend", aber keinesfalls "historisch authentisch". Allein schon das Verhältnis Pflegeauwand zu Laufleistung findet in der vor-musealen Zeit der Mh.6 keine Entsprechung – sprich: Die Mh.6 sah in ihrer "echten" Einsatzzeit NIE so herausgeputzt und unversehrt aus, wie sie uns Monat für Monat auf der MzB präsentiert wird. Damals wurden Reparaturen und (notwendige) Umbauten nicht nach irgendwelchen Normalien oder gar nach Richtlinien des Bundesdenkmalamtes durchgeführt, sondern einzig nach ein paar einfachen Prinzipien: * Was ist am praktischten/billigsten/schnellsten? * Was können wir in der HW St. Pölten selber schnell erledigen? * Welche Tauschteile oder adaptierbaren anderen Ersatzteile sind in der HW Knittelfeld verfügbar? * Was genügt der Betriebstauglichkeit und Betriebssicherheit?
PS: Dass seinerzeit aber mitunter auch schräge Vögel die Chance zur "Selbstverwirklichung" witterten, ist unbestritten:
Diese LSD-Lackvariante ist aus heutiger Sicht gewiss "historisch". Aber wer wünscht sie sich zurück?
Eine "epochenreine" Aufarbeitung entspringt in aller Regel dem "Reinheitsgebot" von Modelleisenbahnern oder dem "Wünsch dir was" der Fotoferros. Wobei: Über bewusst oder aus Unwissenheit oder Lieblosigkeit "falsch" rekonstruierte Details (die man ums selbe Geld auch "richtig(er)" hätte kriegen können) und Farbgebungen kann und soll man natürlich diskutieren ...
Noch einmal (meine bescheidene persönliche Meinung): Die Mh.1 ist – so man das nach einem ersten Fotoaugenschein sagen kann – eine herzeigbare, fesche, in sich stimmige Lok geworden. Aber noch wesentlicher: Ob sie im Betrieb was taugt, muss sie erst zeigen.
Gruß, k.