Die neue Mariazellerbahn: Die "Himmelstreppe"

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Moderator: Stephan Rewitzer

krokifan
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Beitrag von krokifan »

Hallo,

auch ich sehe die Zukunft der Mariazellerbahn in neuen Niederflurfahrzeugen und Taktfahrplänen. Insbesondere auf der Talstrecke macht dies auch Sinn. Bei meinem Besuch vor einigen Wochen war ich jedoch etwas überrascht, dass in Sachen Modernisierung bisher recht wenig passiert ist. Ich hatte erwartet, dass die größeren Bahnhöfe neue Bahnsteige erhalten, gewisse (recht gefährliche) Bahnübergänge neue Signalanlagen und auch eine Verbesserung der Gleislage angestrebt wird. All dies wurde bei den zurückliegenden Bauphasen jedoch nicht angegangen. Aufgefallen ist mir das Fehlen der Telegrafenleitung an der Talstrecke (dafür teilweise neue Kabelkanäle) sowie der Einbau von Rückfallweichen auf fast allen bedeutenden Bahnhöfen. Wenn die neuen Fahrzeuge allerdings wirklich als modernes Nahverkehrsmittel angenommen werden sollen, muss aus Kundensicht schon noch einiges passieren.

Gleichzeitig gebe ich aber auch zu bedenken, dass die 1099 eine Kultlok ist, die zu dieser (und eben nur zu dieser) Strecke gehört. Bei meinen Besuchen habe ich abgesehen vom Berufsverkehr am Morgen und Nachmittag / Abend auf der Talstrecke (und da meist nur bis Kirchberg) neben Wanderern vor allem Eisenbahnfreunde angetroffen, die die Mariazellerbahn vor allem wegen der 1099 besucht hatten. In Gesprächen mit Hoteliers und Gastwirten in Annaberg, Frankenfels und Loich wurde mir bestätigt, dass sie 2013 viele Stammgäste verabschiedet haben (bzw. verabschieden mussten), die 2014 einfach nicht mehr kommen werden, weil dann die Himmelstreppe fährt. Folglich ist die 1099 bisher (!) ein ganz entscheidener Faktor auch für den Tourismus im Pielachtal und in Mariazell. Mit 1099-Fetischismus hat das in diesem Moment ganz wenig zu tun - eine bestimmte Lok zieht die Menschen an und ist damit Teil einer Region. Die Himmelstreppen-Triebwagen werden diese Attraktivität trotz Panoramawagen etc. nicht erreichen. Die Sache ist eigentlich einfach und mit anderen touristisch vermarktbaren Zielen vergleichbar. Reiße ich den Schiefen Turm von Pisa ab, bleiben die Touristen dort aus, weil der Turm nicht mehr zu besichtigen ist. Schließe ich den örtlichen Badesee, geht die Gastronomie um die Ecke ebenso ein, weil niemand mehr badet und isst. Ähnlich wird es bei der 1099 auch sein - jene, die nur für diese Lok gekommen waren, fahren nicht mehr ins Pielachtal. Natürlich wird das nicht auf alle Eisenbahnfreunde zutreffen, aber es ist Tatsache, dass die Modernisierung der Mariazellerbahn nicht von allen Einheimischen begrüßt wurde und wird.

Ich hoffe sehr, dass man sich bei der NÖVOG darüber im Klaren ist, dass die "Vermarktung" der 1099 weiterlaufen muss - auch dann, wenn die Himmelstreppe vertaktet durch's Pielachtal und nach Mariazell rauscht. Moderne und Nostalgie müssen die Stärken dieser Bahn werden, damit die Bahn auch weiterhin ein bestärkender Faktor der Region bleibt.


krokifan
Ennstalsportzug
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Beitrag von Ennstalsportzug »

1099.008 hat geschrieben: [... Interessant wird es dann ab 27.10. (Winterfahrplan), wenn man komplett auf die Himmelstreppe umstellen will. ...
Es ist lange her, dass es einen Sommer- und einen Winterfahrplan gab. Nächster Fahrplanwechsel ist Mitte Dezember. Alles andere sind unterjährige Fahrplanänderungen. Wenn du schon einmal in einer entlegenen Region am So. Abend den letzten Zug oder Bus wegen so einer Änderung versäumt hast, dann verstehst du sicher warum mir die Unterscheidung wichtig ist.
mzbfoi
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Beitrag von mzbfoi »

Hallo,

ich kann den Ausführungen von Krokifan nur vollstens zustimmen. Auch ich werde die MzB sicherlich in den nächsten Jahren wesentlich seltener bis garnicht mehr besuchen, da für mich dann der Aufwand (Anfahrt von über 1000km) in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen steht. Dazu muß ich jedoch sagen, daß ich in den Jahren 2008 bis 2012 jedes Jahr mindestens einmal für jeweils eine Woche an der MzB gewesen bin und dementsprechend auch Geld in der Region gelassen habe.

Zu den Ausführungen von Bahnjurist kann ich nur feststellen, daß ich gerne Glauben möchte, daß der Mechanteil der Stadler-ET vielleicht 100 Jahre am Leben gehalten werden könnte, auch wenn die heutigen Konstruktionen sicherlich wesentlich weniger stark überdimensioniert sind, gegenüber dem, wie man das vor 100 Jahren konstruiert hat (damals ließen sich nämlich die Belastungen tragenden Teile der Fahrzeuge noch nicht so genau berechnen, weshalb an diesen Stellen immer satte Zuschläge eingeplant wurden).
Die Achillesferse dieser Fahrzeuge, wie übrigens aller neuen Fahrzeuge, egal ob für die Schiene oder Straße, dürfte hingegen die gesamte Elektronik sein.
Irgendwann werden diese Schaltungen nämlich nicht mehr funktionieren und dann sind jedoch die dort verwendeten Rechner nicht mehr lieferbar und die Konstruktion neuer Elektronikbaugruppen inklusive der notwendigen Neuprogrammierung sowie die im Rahmen der Integration dieser Baugruppen in die Fahrzeuge notwendige teilweise Neuzulassung, dürfte dann das rasche Ende dieser Fahrzeuge bedeuten. Einen leisen Vorgeschmack auf diese Probleme geben uns die 4090er ja schon seit etlichen Jahren und die sind nichtmal 20 Jahre alt!
Insofern fürchte ich, daß meine in meinem vorherigen Posting geschriebenen Aussagen nicht bloße Provokation, wie hier behauptet wird sind, sondern eher die bittere Realität nach spätestens 3 bis 4 Dekaden darstellen werden.

Nette Grüße,

Ingo.

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DS408 §2 (2): "Die Mitarbeiter sollen ... ihren Dienst mit der dem Wesen des Eisenbahnbetriebs entsprechenden Raschheit, aber ohne Überstürzung, ausführen."
Juergen aus Stuttgart
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Beitrag von Juergen aus Stuttgart »

Ich schließe mich dem überwiegenden Tenor an:
es war für die MzB höchste Zeit, dass neue Fahrzeuge kommen; und endlich sind sie da. So wie bisher konnte es nicht weitergehen.

Ich setze nur gleichzeitig auch auf die Hoffnung, dass man noch rechtzeitig erkennt, dass auch die Nostalgie es wert ist, sie zu erhalten. Und dies nicht nur in Form einer Ötscherbär-Garnitur.

Dass die Hoteliers es feststellen, dass jetzt weniger Eisenbahnfans in die Region kommen, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Bei all meinen Touren in den vergangenen Jahren hat mich höchst selten ein anderer Fotograf "gestört".

Selbstverständlich braucht es ein Marketingkonzept, von selbst kommen die Fahrgäste nicht in die Region. Und da kann auch die Mischung aus Moderne und Tradition mithelfen.
trainmaster1975
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Beitrag von trainmaster1975 »

krokifan hat geschrieben:Hallo,


Ich hoffe sehr, dass man sich bei der NÖVOG darüber im Klaren ist, dass die "Vermarktung" der 1099 weiterlaufen muss - auch dann, wenn die Himmelstreppe vertaktet durch's Pielachtal und nach Mariazell rauscht. Moderne und Nostalgie müssen die Stärken dieser Bahn werden, damit die Bahn auch weiterhin ein bestärkender Faktor der Region bleibt.


krokifan
Hallo mitsammen!



VOLLSTE ZUSTIMMUNG!!!!!



Meine Familie und ich waren heuer im Mariazellerland. Der Hang der Bevölkerung zu den 1099er ist enorm, wir haben keinen getroffen (zb. Bauern, diverse Spaziergänger, welche den Zügen nachgesehen haben und ich mit denen einen smalltalk geführt habe) der die Ausserdienststellung der gesamten 1099er (außer der beiden (?) Bärinnen) gutheißt.
Vorallem die touristischen Betriebe befürchten große Einbußen. Wir haben nicht nur einmal erlebt, daß Familien vormittags wandern oder radfahren und dann mit der "1099er" retourfahren.
Ebenso habe ich von einigen Gastronomiebetrieben gehört, daß viele Stamm-"Eisenfahnfans" nicht mehr kommen werden und es bereits Stornos für 2014 gibt. Wir haben sogar einmal eine Verabschiedung eines Stammkundes miterlebt, welcher nicht mehr kommen wird. Somit sind bereits touristische Folgen vorbestimmt.

Toristische Züge, gezogen von 1099er (und auch ev. 2095er) müssen bleiben um nicht eine sichere touristische Einnahmequelle verlieren zu wollen. Ich meine hiermit nicht die Ötscherbärgarnitur.

Ich kann nur hoffen, daß die NÖVOG-Verantwortlichen hier mitlesen.
Wer will denn schon für einen teilweisen touristischen Untergang miverantwortlich sein?

lg
Axel
schmalspurfan
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Beitrag von schmalspurfan »

Bei euren Kommentaren vergesst ihr einen wesentlichen Punkt: Die alte, klassische Jaffa-1099 erinnert an die Zeit der ÖBB, und die NÖVOG will diese Zeit um jeden Preis komplett verschwinden lassen. Da steckt nicht wenig parteipolitisches Kalkül dahinter (NÖVOG: schwarz, ÖBB: rot).
Mit der braunen Ötscherbär-Garnitur verbindet man hingegen weniger die ÖBB, sondern einen Marketinggag für kleine Kinder.

Alles in allem befürchte ich, dass wir uns in den nächsten Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, keine allzu großen Hoffnungen auf eine klassische 1099 machen dürfen. Die paar Eisenbahnfreunde, die wegen diesen Loks gekommen sind und jetzt zuhause bleiben, fehlen vielleicht einzelnen Nächtigungsbetrieben. Im Großen und Ganzen werden sie aber vom Otto-Normalverbraucher-Tourismus kompensiert, und die NÖVOG interessiert das sowieso nicht im geringsten.

Auch das Radfahrer-Problem wird von der NÖVOG komplett ignoriert. Auch kreative Ansätze, wie sie hier propagiert werden, beispielsweise das saisonale Ausbauen von Sitzen aus der Himmelstreppe, werden das Problem nicht lösen. Nicht umsonst wird der 6805 schon seit einigen Wochen wieder mit zwei Radwagen geführt. Oder glaubt hier jemand, dass die sonst so unflexible NÖVOG den zweiten Radwagen zum Spaß herumführt?
Ich bin schon sehr gespannt auf die ersten Zeitungsartikel im Frühjahr 2014, in denen es heißen wird: "Mariazellerbahn: Radfahrer wegen Platzmangel stehen gelassen". Das kommt so sicher wie der Schlusspfiff in einem Fußballspiel. Die Frage wird dann sein, ob die NÖVOG die Problematik ignoriert oder aufgreift. Aber die nächste Landtagswahl kommt ja bestimmt, und dann können sich Wilfing, Stindl und Co. hinstellen und die NÖVOG-Presseabteilung eine fesche Aussendung durchschicken: "Zusatzangebot: neue Fahrradwagen für die Mariazellerbahn eingetroffen". :rolleyes:
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Ötscherbär
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Beitrag von Ötscherbär »

Grundsätzlich wurde hier schon alles gesagt - aber der springende Punkt ist einfach: "Mariazellerbahn ist die Reihe 1099"! Da wird auch keine "Himmelstreppe" was daran ändern.

Die 1099 hat die Mariazellerbahn in aller Welt bekannt gemacht und großes Interesse an der Bahn geweckt.

So etwas sollte man nicht zur Gänze aufs Abstellgleis stellen sondern als Marketing nutzen - der künftige Pseudo-Nostalgiebetrieb mit dem Ötscherbär ist dafür einfach zu wenig.

Die Modernisierung der Mariazellerbahn sei hier keinesfalls in Frage gestellt, die Beschaffung zeitgemäßer Fahrzeuge für den Planbetrieb war zweifelsohne schon höchst überfällig. In welcher Art und Weise die Modernisierung erfolgt ist, darüber kann sich ja jeder seine eigene Meinung bilden...
schmalspurfan
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Beitrag von schmalspurfan »

"Mariazellerbahn ist die Reihe 1099"

So etwas sollte man nicht zur Gänze aufs Abstellgleis stellen sondern als Marketing nutzen - der künftige Pseudo-Nostalgiebetrieb mit dem Ötscherbär ist dafür einfach zu wenig.
Ita est. Leider ignorieren die Entscheidungsträger dieses Faktum.

Eine viel bessere Marketingstrategie als "Ötscherbär" wäre z.B. eine "Fahrt mit der originalen 1099".
Möglicherweise ist es aber gut, einen gewissen zeitlichen Abstand zum veralteten Planbetrieb herzustellen und diese Strategie erst in ein paar Jahren zu verfolgen.
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Ennstalsportzug
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Beitrag von Ennstalsportzug »

Die Region entlang der Mariazellerbahn hat mehr zu bieten als die 1099er.

Für mich ist die Eisenbahn Hauptverkehrsmittel, und es wäre gut, wenn sie das wieder für mehr Menschen wäre.

Eine 85km lange Strecke kann man nicht auf Dauer nur als lebendiges Museum erhalten, wer grundsätzlich gegen eine Modernisierung ist, der ist de fakto für die Einstellung der MzB.
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Beitrag von bahnjurist »

Ennstalsportzug hat geschrieben:Die Region entlang der Mariazellerbahn hat mehr zu bieten als die 1099er.

Für mich ist die Eisenbahn Hauptverkehrsmittel, und es wäre gut, wenn sie das wieder für mehr Menschen wäre.

Eine 85km lange Strecke kann man nicht auf Dauer nur als lebendiges Museum erhalten, wer grundsätzlich gegen eine Modernisierung ist, der ist de fakto für die Einstellung der MzB.
Allerbesten Dank für Dein absolut zutreffendes Statement! :wink:

Besser und präziser kann man es nicht auf den Punkt bringen :pro:

VOLLSTE Zustimmung!!

MfG
Auch kleine Regionalbahnen, ob Normal- oder Schmalspur, haben eine Zukunft, wenn sie rationell, effizient und kundengerecht betrieben werden. Alles hängt vom politischen Willen ab!
Tobi
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Beitrag von Tobi »

ötscherbär hat geschrieben:"Mariazellerbahn ist die Reihe 1099"
:wink:
schmalspurfan hat geschrieben: Möglicherweise ist es aber gut, einen gewissen zeitlichen Abstand zum veralteten Planbetrieb herzustellen und diese Strategie erst in ein paar Jahren zu verfolgen.
Du musst aber bedenken dass man in "ein paar Jahren" die Lok (ich gehe von der 1099.14 aus, denn wenn eine Jaffa-1099er bleibt dann die) wieder aufarbeiten muss, jetzt hingegen müsste man sie nur erhalten. :wink:
Auch ich bin der Meinung, dass man daraus Profit schlagen könnte. Man glaubt gar nicht, was die Fotografen und Fans bereit sind zu zahlen für eine gut organisiert Fotosonderfahrt.
Juergen aus Stuttgart
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Beitrag von Juergen aus Stuttgart »

Ennstalsportzug hat geschrieben:
Eine 85km lange Strecke kann man nicht auf Dauer nur als lebendiges Museum erhalten, wer grundsätzlich gegen eine Modernisierung ist, der ist de fakto für die Einstellung der MzB.
Anscheinend willst Du es nicht begreifen. Es gibt niemand, der grundsätzlich gegen eine Modernisierung ist. Es geht nicht um ein entweder oder; sondern um eine sinnvolle Kombination zwischen modernem Fahrmaterial für einen guten ÖPNV und einem zusätzlichen, vernünftigen Nostalgiebetrieb.
krokifan
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Beitrag von krokifan »

Juergen aus Stuttgart hat geschrieben: Dass die Hoteliers es feststellen, dass jetzt weniger Eisenbahnfans in die Region kommen, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Bei all meinen Touren in den vergangenen Jahren hat mich höchst selten ein anderer Fotograf "gestört".
Ich verstehe nicht, weshalb hier so oft so viel angezweifelt werden muss. Dass es der Steinschalerhof in Tradigist nicht unbedingt spüren wird, mag ja sein. Die kleineren Gasthöfe insbesondere an der Bergstrecke (beispielsweise Annaberg und Winterbach) werden es sehr wohl merken. Winterbach wurde und wird (noch) von vielen Eisenbahnfreunden aufgesucht, in Annaberg hat der Gastwirt mir gegenüber persönlich sein Leid geklagt.

Und nochmals: Natürlich konnte die Mariazellerbahn nur durch die Modernisierung gerettet werden. Das Pielachtal ist jedoch auf Eisenbahntouristen angewiesen, die auch weiterhin an ausgewählten Tagen die 1099 sehen wollen. Ob diese in den nächsten Jahren wirklich Jaffa, Braun oder als Ötscherbär daherkommt, ist meiner Meinung nach zunächst zweitrangig. Umlackiert ist später schnell. Wichtig scheint mir eher, dass die NÖVOG auch ausreichend Rollmaterial am Leben erhält (betriebsfähig oder konserviert abgestellt).


krokifan
schmalspurfan
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Beitrag von schmalspurfan »

Die Region entlang der Mariazellerbahn hat mehr zu bieten als die 1099er.

Für mich ist die Eisenbahn Hauptverkehrsmittel, und es wäre gut, wenn sie das wieder für mehr Menschen wäre.

Eine 85km lange Strecke kann man nicht auf Dauer nur als lebendiges Museum erhalten, wer grundsätzlich gegen eine Modernisierung ist, der ist de fakto für die Einstellung der MzB.
Allerbesten Dank für Dein absolut zutreffendes Statement!

Besser und präziser kann man es nicht auf den Punkt bringen

VOLLSTE Zustimmung!!
Anscheinend willst Du es nicht begreifen. Es gibt niemand, der grundsätzlich gegen eine Modernisierung ist. Es geht nicht um ein entweder oder; sondern um eine sinnvolle Kombination zwischen modernem Fahrmaterial für einen guten ÖPNV und einem zusätzlichen, vernünftigen Nostalgiebetrieb.

Es gibt hier leider Leute, die es nicht verstehen (wollen), dass der Großteil der hiesigen Poster die Himmelstreppe an sich nicht in Frage stellt, sondern die Vorgehensweise der NÖVOG, was
1. die Politisierung der Mariazellerbahn
2. die falsche Vorgehensweise beim Ausflugsverkehr (Stichwort: Radtransport) und
3. ein fragliches Nostalgie-Marketingkonzept (auch wenn es vom vorigen Betreiber übernommen wurde)
betrifft.
Auch ich bin der Meinung, dass man daraus Profit schlagen könnte. Man glaubt gar nicht, was die Fotografen und Fans bereit sind zu zahlen für eine gut organisiert Fotosonderfahrt.
:grin: Ach wo? :wink:
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mzbfoi
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Beitrag von mzbfoi »

Hallo,

genau das fürchte ich nämlich auch, daß sehr bald der große Ausverkauf des alten Rollmaterials beginnen wird und man danach nicht mehr in der Lage sein wird, ausreichende Lok-und Wagenkapazitäten bereitzustellen, selbst wenn die Verantwortlichen in St. Pölten wider Erwarten doch nochmal schlau werden sollten.
Dieses befürchte ich sogar umsomehr, als ich vermute, daß man das umfangreiche Areal am Alpenbahnhof spätestens im nächsten Jahr vom Rest des Schienenstrangs abklemmen wird und es danach vielleicht sogar umnützen wird. Dann bleiben nicht mehr viele Orte, an denen man Fahrzeugmaterial in nennenswertem Umfang abstellen kann, weshalb man sich dessen schnellstmöglich entledigen wird.

Ansonsten fällt mir wieder einmal mehr auf, daß es offenbar Zeitgenossen gibt, deren Weltbild derart schwarz/weiß ist, daß sie nicht einmal in der Lage sind, Grautöne zu erkennen...
Daß für die reinen Pendlerzüge im Talverkehr die neuen Triebwagen sicherlich eine erhebliche Verbesserung darstellen, diese somit selbst aus meiner Sicht sinnvoll sind, habe ich hier und an anderer Stelle schon mehrfach geschrieben. Nur auf der touristisch geprägten Bergstrecke sehe ich die Nachfrage der Fahrgäste und der Urlauber eher nach den klassischen 1099er-Garnituren.
Straßenbahnfahren kann man schließlich überall, dazu muß man nicht zur MzB fahren! :hello:

Nette Grüße,

Ingo.

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bahnjurist
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Beitrag von bahnjurist »

@mzbfoi

Wenn Du den letzten despektierlichen Satz - den zu unterlassen Du offenbar einfach nicht schaffst - weggelassen hättest, könnte ich Deinem Statement sogar noch etwas abgewinnen...
Ich weiss, wegen den allgegenwärtigen "Strassenbahnen" bzw. Deiner Triebwagen-Phobie meidest Du ja nach Deinen eigenen Angaben auch die vielen landschaftlich und betrieblich wunderbaren Schweizer Schmalspurbahnen :rolleyes:

@alle

Ich nehme durchaus und zufrieden zur Kenntnis, dass die Modernisierung und die neuen Fahrzeuge hier zumeist nicht (mehr) grundsätzlich in Frage gestellt werden (von notorischen Ausnahmen abgesehen, vgl. oben)! :wink:

Und, bitte gut lesen:
Auch ich befürworte grundsätzlich, dass die "1099+Klassen"-Nostalgie nicht ganz untergeht und in einem sinnvollen und angemessenen Rahmen weiter gepflegt wird, denn auch diese Fans haben gewisses Potential und bringen Geld - ja, das war mir übrigens im Prinzip schon immer bewusst! :hello:

-> und deshalb:
Ich würde ebenfalls - nebst dem Ötscherbären* - noch 1-2 'Jaffa-1099' samt einem 'klassischen Zug' vorhalten, aber:
Nur für gelegentliche Extrafahrten und bestellte Extrazüge für die Fuzzys und andere 'Freaks'!
Der reguläre PLANverkehr auf der Gesamtstrecke muss m.E. aber mit den Neuen Zügen durchgeführt werden!!
Im übrigen:
Man kann mit neuen bequemen zeitgemässen Zügen auch NEUE Kundensegmente gewinnen - ja, es gibt bestimmt Leute, die die MzB neu entdecken, weil sie eine Fahrt durch die herrliche Gegend in einem modernen, bequemen, komfortablen Zug geniessen wollen!

Wir in der Schweiz sprechen aus Erfahrung, die Modernisierung (nebst Pflege der Nostalgie in beschränktem Rahmen) ist eine grosse Erfolgsgeschichte, die mancher Schmalspurbahn in dünn besiedelten, aber touristischen reizvollen Gegenden die Zukunft gesichert hat! :pro:

Und darum gehts mir in allererster Linie:
Um die langfristige Zukunftssicherung der MzB!!

Zum Velotransport:
Man wird sehen, ob das Konzept mit den teilw. variablen Inneneinrichtungen der ET 1 ff. ausreichen wird... wenn nicht:
-> dann bin ich sofort für die Beschaffung moderner Velowagen, die den Triebzügen mitgegeben werden oder als Zwischenwagen zwischen zwei ET's eingereiht werden (ähnlich wie bei der PLB)!! :wink:

MfG

* abgesehen davon könnte man - wie ein Vorschreiber erwähnt - auch den 'Ötscherbären' gelegentlich wieder in einen 'klassischen Zug' zurückverwandeln...
Zuletzt geändert von bahnjurist am 17. September 2013, 22:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Franz Straka
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Beitrag von Franz Straka »

Liebe Freunde!

Es wird auf der Mariazellerbahn NOSTALGIE geben und auch die "1099er". Jedoch WWWWWW wird noch erarbeitet. Jede Spekulation ist sinnlos. Eines muss man sagen, ohne NÖVOG gebe es keine neuen Triebzüge. Ich möchte nicht der NÖVOG helfen, jedoch nicht immer bis zum Tellerrand denken, sondern darüber hinaus.
Es geht nicht alles von Heute auf Morgen. So schlecht ist der Triebzug auch wieder nicht, manche machen den Triebzug schlecht. Warum ?
Wenn unsere Schweizer Freunde so denken, gebe es keine neuen Fahrzeuge in der Schweiz.

mfg

Franz
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Beitrag von bahnjurist »

Franz Straka hat geschrieben:Liebe Freunde!

Es wird auf der Mariazellerbahn NOSTALGIE geben und auch die "1099er". Jedoch WWWWWW wird noch erarbeitet. Jede Spekulation ist sinnlos. Eines muss man sagen, ohne NÖVOG gebe es keine neuen Triebzüge. Ich möchte nicht der NÖVOG helfen, jedoch nicht immer bis zum Tellerrand denken, sondern darüber hinaus.
Es geht nicht alles von Heute auf Morgen. So schlecht ist der Triebzug auch wieder nicht, manche machen den Triebzug schlecht. Warum ?
Wenn unsere Schweizer Freunde so denken, gebe es keine neuen Fahrzeuge in der Schweiz.

mfg

Franz
Ich stimme mit Dir vollkommen überein, und - herzlichen Dank! :wink:

MfG
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Beitrag von mzbfoi »

Hallo!
Franz Straka hat geschrieben:Es wird auf der Mariazellerbahn NOSTALGIE geben und auch die "1099er". Jedoch WWWWWW wird noch erarbeitet.
Nun ja, da bin ich dann mal gespannt! Zwanzig Jahre existiert die NÖVOG nun schon, seit siebzehn Jahren mischt sie über den Verkehrsdienstevertrag in der Schienenverkehrsplanung mit und seit gut drei Jahren betreibt sie nun schon die MzB eigenverantwortlich. Da hätte es genug Zeit gehabt, sich schon mal über ein MzB-Nostalgiekonzept Gedanken zu machen, vorausgesetzt, man will dieses auch wirklich selbst!
Nostalgie ist für die NÖVOG eben der im Sommer täglich verkehrende Ötscherbär mit 1099er und ein bis zweimal im Monat noch ein Zug mit Mh.6. Zu mehr reicht es bei den Verantwortlichen eben nicht.
Alle anderen Beteuerungen von dieser Seite dürften genau so eine Hinhaltetaktik sein, wie wir sie von der Ybbstalbahn her alle bestens kennen.
Franz Straka hat geschrieben:Eines muss man sagen, ohne NÖVOG gebe es keine neuen Triebzüge.
Qoud esset demonstrandum!
Zumindest bei uns in Deutschland war die Situation, die zur Bahnreform führte grob skizziert folgende:
Natürlich hatten die Staatsbahnen früher kein sonderliches Interesse am Weiterbetrieb unrentabler Nebenstrecken. Man kassierte ja Subventionen nach dem Gießkannenprinzip und niemand kontrollierte deren konkrete Verwendung. Ergo ließ man die Infrastruktur der Nebenstrecken vergammeln und investierte die Zuschüsse liebe in Prestigeprojekte.
Dann plötzlich wurden diese Subventionen dem Staat zu viel, es mußte gespart werden und das geht am besten durch Privatisierung, wie die einhellige Meinung war.
So wurden private Bahnbetreiber gegründet, die ihrerseits nun aber auch wieder Subventionen erhielten von denen man neues Fahrzeugmaterial beschaffte und einen verdichteten Verkehr finanzierte. Da frage ich mich allerdings, warum hätte das die Staatsbahn nicht genau so gut machen können, wenn man deren Subventionen bloß zweckgebunden vergeben und ihren Einsatz kontrolliert hätte?
Oder will sich der Staat auf diese Weise selbst beweisen, daß er zu vernünftiger Planung, Finanzierung und Controlling nicht in der Lage ist?
Franz Straka hat geschrieben:So schlecht ist der Triebzug auch wieder nicht, manche machen den Triebzug schlecht. Warum ?
Ich habe ja auch nie gesagt, daß die neuen Stadler-Triebzüge schlecht wären! Technisch und vom Komfort her sind sie sicherlich absolut auf der Höhe der Zeit, nur gehen sie eben in der Masse ähnlicher (Straßenbahn-)Fahrzeuge unter. Sie besitzen eben kein besonderes Alleinstellungsmerkmal.
Nun kann man zwar den Sinn des Vorhandenseins von Alleinstellungsmerkmalen prinzipiell negieren, allerdings dürfte es dann sehr schwer fallen, Marketing und Werbung zu betreiben.
Selbst in der Schweiz dürfte niemand auf die Idee kommen, mit der Bahn zu fahren, nur weil sie nunmal vorhanden ist.
Neben dem Vorhandensein eines Verkehrsbedürfnisses bedarf es eben immer auch einer Auswahl zwischen den alternativen Verkehrsmitteln und gerade diese Auswahl wird eben in aller Regel aufgrund von Alleinstellungsmerkmalen getroffen. Das kann beispielsweise die Ökobilanz des Verkehrsmittels oder seine Schnelligkeit, Bequemlichkeit oder Sicherheit sein, die den Ausschlag für oder gegen die Wahl dieses oder jenes Verkehrsmittels gibt.
Wenn man dann auf den planmäßigen Betrieb zumindest eines Teils einer elektrifizierten Schmalspurbahn mit über hundertjährigen Loks als Werbeargument verzichten muß, weil man diese nicht mehr einsetzen will, muß man sich eben nicht wundern, daß potentielle Nutzer dieser Bahn oder Touristen für die von der Bahn berührte Region ausbleiben werden.
Das läuft dann unter der Parole: Wegen Reichtum geschlossen!

Nette Grüße,

Ingo.

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Beitrag von Ennstalsportzug »

Juergen aus Stuttgart hat geschrieben:
Ennstalsportzug hat geschrieben:
Eine 85km lange Strecke kann man nicht auf Dauer nur als lebendiges Museum erhalten, wer grundsätzlich gegen eine Modernisierung ist, der ist de fakto für die Einstellung der MzB.
Anscheinend willst Du es nicht begreifen. Es gibt niemand, der grundsätzlich gegen eine Modernisierung ist. Es geht nicht um ein entweder oder; sondern um eine sinnvolle Kombination zwischen modernem Fahrmaterial für einen guten ÖPNV und einem zusätzlichen, vernünftigen Nostalgiebetrieb.
Was ist dann jetzt die große Aufregung?

1. Wird die Infrastruktur so erhalten, dass ein Einsatz der 1099 weiterhin möglich ist und das ist keineswegs selbstverständlich (25Hz!)
2. Der Ötscherbär wird auch weiterhin als touristischer Planzug mit 1099er und Spantenwagen die Gesamtstrecke befahren.
3. 2015 wird die Mariazellerbahn das Zentrum der NÖ Landesaustellung sein.
4. Angeblich sollen sogar 2 1099 in den Originalzustand zurück versetzt werden. (Da ist es allerdings jetzt wieder still geworden, weiß da jemand mehr?)
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