Scharfenberg Kurzkupplungskulisse

[Out of the box]

Hallo Freunde,

die Firma DAPOL bietet Scharfenberg Kurzkupplungskulissen in N-Spur, also auch für H0e geeignet, um rund 8 Euro pro Paar an. Vielleicht ist das für den einen oder anderen von euch eine Alternative zu den üblicherweise angebotenen „starren“ Scharfenbergkupplungen.

Hier geht´s zur Website: https://www.dapol.co.uk/shop/model-acce ... r-pair-479

Liebe Grüße, Wolfgang.

[ngfreak09]

Hallo Wolfgang,

es ist absolut gut und richtig und ja auch einer der Zwecke eines solchen Forums, das auf neue technische Entwicklungen und Verbesserungen hingewiesen wird.

Aber im vorliegenden Fall von Kurzkupplungskulissen werde ich nicht müde, darauf hinzuweisen, dass Kurzkupplungkulissen bei (Modell-)Schmalspurbahnen in fast allen Fällen sinnlos und damit überflüssig sind.
Zur Erinnerung: Kurzkupplungskulissen wurden bei normalspurigen Modellbahnen seinerzeit eingeführt, um in engeren Kurven und/oder Weichenstraßen mit etwas engeren Abzweigwinkeln ein Verhaken der Seitenpuffer miteinander zu verhindern!

Bis auf wenige Ausnahmen werden Schmalspurbahnen beim Vorbild wie auch im Modell mit Mittelkupplungen (egal welcher Bauart) gekuppelt und verfügen daher nicht über Seitenpuffer. Das bedeutet: bei Modellbahnen mit Mittelkupplungen (egal ob Hakenkupplung, Trichterkupplung, automatische Kupplung (Scharfenberg & Co) und Klauenkupplung) machen Kurzkupplungskulissen keinen Sinn und sind daher überflüssig!!!!!!

Wir bei der SBEG fahren seit vielen Jahren mit normaler Schmalspur-Hakenkupplung, starrer Bemo Kurzkupplung (ähnlich Scharfenberg-Kupplung) und MTL-N Klauenkupplung und haben auch bei relativ kurzgekuppelten und/oder geschobenen (Wende-)zügen keine Probleme in Kurven oder Gleiswechseln gehabt. (In meinem Thread "Eigen- und Umbauten der SBEG und in anderen Beiträgen von mir finden sich einige Beispiele von sehr enggekuppelten Fahrzeugen mit den verschiedensten Kupplungsarten.)
Seinerzeit war m.W. Liliput der erste Hersteller, der bei den modernen Wagen der PLB und der ZB Kurzkupplungskulissen eingebaut hat, mit dem Erfolg, dass bei Verwendung der Haken-und der Klauenkupplung beim geschobenen Wendezug die nichtstarren Kupplungsverbindungen in Kurven ruckartig zur Kurvenaußenseite "flitschen", wie man bei uns im Rheinland sagt, und die Wagenkästen an den Kurveninnenseiten aneinanderstoßen.
Beim Stängl 4090 ist es ähnlich, da liegt es an den zu großen Toleranzen der Kulissenführungen.
Von daher ist es auch Unsinn, wenn Halling/FT jetzt bei dem neuen auf PLB Vbs 211 umfrisierten ex 4090 Mittelwagen ebenfalls KK´s einbaut
Hersteller, hört mit dem Unsinn auf!!!!
Das macht die Fahrzeuge nur noch teurer!

Nichts für ungut. Grüße aus dem Bergischen Land

Georg

[Out of the box]

Hallo Georg.

Danke für deine ausführlichen Erklärungen. Ich selbst hatte Scharfenbergkupplungen nie eingebaut gehabt, weil die damals, als ich noch in H0e gewerkelt habe, meiner Erinnerung nach, noch gar nicht am Markt erhältlich waren.
Mit Kulissenkupplungen hatte ich damals (in den späten 1980-er Jahren) aber schon experimentiert, zuerst mit Produkten von Symoba und dann mit Kulissen von Fleischmann. Ich suchte nach einer Alternative zu den herkömmlichen Bügelkupplungen, weil ich, wie zuvor schon in H0 möglich, eine Möglichkeit zum sanften Einkuppeln und vor allem zum Vorentkuppeln gesucht habe. Deswegen hatte ich damals ein paar Liliputwagen der Öchsle-Bahn mit diesen Kulissen ausgerüstet, bis später die Kupplungen mit Normschacht direkt bei Liliput erhältlich waren. Meine Erfahrungen mit diesen Kulissenkupplungen waren damals durchaus positiv, aber ich anerkenne natürlich auch, dass andere Modellbahner gegenteilige Erfahrungen gemacht haben.

Zur Veranschaulichung ein paar Bilder:



Die Wagen gibt´s hier: viewtopic.php?f=46&t=12397&p=128414#p128414
Und die Kupplungsköpfe und -adapter hier: viewtopic.php?f=46&t=13027

Liebe Grüße, Wolfgang.

[ngfreak09]

Hallo Wolfgang,

die von dir gezeigte Fleischmann "Profikupplung" für N ist ein Beispiel für eine Kupplung mit starrer Verbindung. Wenn man in der Baugröße N unterwegs ist macht sie auch Sinn, da ja dort die Fahrzeuge mit Seitenpuffern im Einsatz sind. Die starre Verbindung der Kupplungsköpfe ist dann auch unbedingt erforderlich, damit die Fahrzeuge in Kurven durch die Kurzkupplungskulissen auch auseinander gedrückt werden.
Bei uns im Schmalspurbetrieb haben die Fahrzeuge jedoch i.d.R. keine Seitenpuffer, brauchen daher auch keine KK-Kulissen. Auf einem deiner Fotos ist ein Schmalspurwagen mit der sog. Fleischmann Profi-Kupplung aber ohne KK-Kulisse zu erkennen. Da dort die Kupplung erkennbar beweglich am Wagenkasten angebracht, ist fährt dieser Wagen mit Sicherheit anstandslos auch durch enge Kurven oder Weichenverbindungen.
Eins muss ich aber noch ergänzen: bei Drehgestell-Fahrzeugen sollten nichtstarre Kupplungen (also einfache Haken- und Klauenkupplungen z.B Kadee/MTL) möglichst mit festen Deichseln immer an den Drehgestellen angebracht werden, dann klappt´s garantiert auch im Schiebe- bzw. Wendezugbetrieb.

Grüße aus dem Bergischen Land

Georg.

[MEG]

Hallo Georg,

so verallgemeinern möchte ich das Ganze nicht! Es kommt immer drauf an, welche Kupplungen man verwendet.

Ich habe zweierlei Kupplungen im Einsatz. Die "normale" Schmalspurfahrzeuge fahren mit einer Bügelkupplung. Dort ist eine Kinematik in der Tat problematisch. Die Liliput-Dreiachser sind ein typischen Beispiel dafür. Die lasse ich zweckmäßigerweise immer beisammen, da es ansonsten erhebliche Probleme gibt.

In die Triebwagen hingegen habe ich schon lange vor den Wendezügen eine Kinematik eingebaut, diese Fahrzeuge besitzen allesamt eine Fleischmann-N-Kurzkupplung. Diese entspricht zwar nicht von der Optik, aber sehr wohl von der Funktion dem großen Vorbild. Folglich sind also auch bei den Wendezügen die Kinematiken richtig und wichtig. Auch die Himmelstreppen und Panoramawagen habe ich entsprechend umgebaut. So fahren die Panoramawagen schön Faltenbalg an Faltenbalg, war ohne Kinematik nicht möglich wäre.

Tja, und die besondere Herausforderung bestand nun darin, eine entsprechende Übergangskupplung zu schaffen, um die Blunzenwagen sowohl an die anderen Blunzenwagen als auch an die 5,90 kuppeln zu können!

Von daher hätte es also absolut Sinn gemacht, den VBs 211 seitens Halling mit einer Kinematik auszustatten. Leider wurde das nicht verwirklicht! Ich werde daher diesen Wagen mit der kleinen Symoba-KK ausrüsten. Diese Variante habe ich seinerzeit schon mit Herrn Stängl diskutiert, schade, dass es nicht mehr zu einer Umsetzung gekommen ist!

[garibaldi]

Hallo,

ich habe auch vor langer Zeit die Fleischmannkupplung verwendet. Roco hat heute bei den Wagen einen Adapter für die Umrüstung mit den Fleischmann KK-Köpfen im Zurüstbeutel. Früher musste ich die extra kaufen.
Auf diese Adapter passen auch die Bemo Kurzkupplungen und die sehen wie eine Scharfenbergkupplung aus.
Meine HOm Modelle habe ich fast alle umgerüstet, teilweis auch mit Kinematik um Faltenbalg an Faltenbalg zu fahren. Bei Wendezügen und den auf der Zahnradstrecke eingesetzten Modellen war das auch nötig.
Übrigens passen die Kulissen von Fleischmann (gibt es die eigentlichnoch?) auch für Bemomodelle.
Bemo bietet auch stromführende KK-Köpfe an.

[ngfreak09]

Hallo,

ich habe ja zu diesem Thema eine sehr dezidierte Meinung. Möchte aber auch klarstellen, dass es mir dabei nicht darum geht, irgendeine Norm als allein selig machend darzustellen.

Mein Anliegen richtet sich zunächst eigentlich in erster Linie an die Modellbahnhersteller. Beginnend mit dem Erscheinen der modernen österreichischen Fahrzeuge von Liliput (Lupo, Niederflurwagen) scheint sich bei den Herstellern von Modell-Schmalspurfahrzeugen ein neuer Trend zu entwickeln, der von der Sache her technisch im Prinzip überflüssig ist, letztlich aber dazu führt, dass die Fahrzeuge durch den dann erforderlichen Mehraufwand für uns Kunden unnötig teurer werden.

Es gibt in Einzelfällen sicherlich Situationen, in denen es tatsächlich erforderlich sein könnte, mit Kurzkupplungskulissen zu arbeiten (z.B. die genannte Situation bei den geschobenen Wagen mit starren(?) Faltenbalgübergängen). Für solche Situationen würde es reichen, wenn die entsprechenden Hersteller leicht zu montierende Kulissen-Sets anbieten, was ja z.T. auch bereits geschieht. Aber dazu überzugehen, Fahrzeugmodelle serienmäßig mit KK-Kulissen auszurüsten, wie es nach Liliput auch Tillig begonnen und Ferrotrain in einem Newsletter für den für die PLB adaptierten ehemaligen 4090 Mittelwagen angekündigt hat, wird nur zu weiteren unnötigen Teuerungen führen.

(Was die Faltenbalg-Problematik angeht so ließe sich das ggf. mit flexiblen Faltenbälgen lösen, wie Bemo das beim RhB Allegra ja schon bewiesen hat).
Und noch eins: weder Kurzkupplungskulissen noch starre Faltenbälge findet man beim Vorbild.

Im Folgenden möchte ich anhand einiger Beispiele aus dem SBEG -Fahrzeugpark zeigen, dass enge Fahrzeugabstände im Wendezug- und Schiebebetrieb auf dem Roco Standardradius auch ohne KK-Kulissen funktionieren.
Was hier für die MTL Klauenkupplung gilt, gilt im Prinzip auch für die Hakenkupplung: die Kupplungen sollten bei Drehgestell- Fahrzeugen stets starr am Drehgestell befestigt sein, so dass sie mit dem Drehgestell seitlich ausschwenken können. Starre Kupplungen (z.B. scharfenbergähnliche oder die Fleischmann N Kurzkupplung) sollten dagegen drehbar am Fahrzeugrahmen angelenkt sein.
Die MTL Klauenkupplung hat konstruktionsbedingt in sich ein kleines gefedertes Längs- und Seitenspiel.
Die Hakenkupplung hat bekanntermaßen relativ viel Seitenspiel und in der Regel auch ein geringes Längsspiel.

Bemo Kbi4: MTL(Kadee N) Kupplung mittels starrer Deichsel am Drehgestell befestigt.


gerades Gleis, geschoben

abzweigendes Gleis, geschoben

abzweigendes Gleis, geschoben

Wendezug aus Roco Mariazeller Wagen B4 und AB4: MTL Kupplung mittels starrer Deichsel am Drehgestell befestigt.


geschoben

gezogen

geschoben

geschoben

Schüttgut-Ganzzug aus TT-Selbstentladewagen von Berliner-TT-Bahnen (DDR-Produktion): Seitenpuffer entfernt, MTL-Klauenkupplung fest an den Drehgestellen


geschoben

gezogen

geschoben

geschoben

geschoben

geschoben

Halling 5090 TW, elektrisch leitende Bemo Kurzkupplung (ähnlich Scharfenberg-Kupplung) drehbar am originalen Kupplungsbefestigungspunkt angebracht, in sich starre Verbindung der Kupplungen.


in der Geraden

im Gleiswechsel (Gegenbogen)







solche Radien wären theoretisch möglich

im Gegenbogen

Stängl 4090: Kurzkupplungskulisse mit starrem Faltenbalg entfernt, elektrisch leitende Bemo Kurzkupplung (in sich starre Verbindung) an neuem Drehpunkt befestigt, flexibler Faltenbalg von Bemo (Allegra).









Das unschöne Auffahren auf den führenden Wagen und das Entstehen einer größeren Lücke zwischen angetriebenem Mittelwagen zum nachlaufenden Wagen beim Anfahren bzw. Richtungswechsel entfällt bei dieser Konstruktion

Alle gezeigten Fahrzeuge durchfahren, trotz der engen Fahrzeugabstände, gezogen und geschoben anstandslos den Roco Standardradius und auch entsprechende Gleiswechsel mit Roco-Weichen.

So, ich hoffe, es ist jetzt etwas klarer geworden, was ich meine.
Wenn viele von uns den Herstellern klar machen, dass wir bei Schmalspurmodellen mit Mittelkupplung eigentlich keine Kurzkupplungs - Kinematiken brauchen, könnte uns das in Zukunft einiges Geld sparen.

Ich wünsche allen Modell-Schmalspurfahrern weiterhin viel Spaß an unserem Hobby, egal mit welcher Kupplung.

Bleibt gesund und viele Grüße aus dem Bergischen Land

Georg

[Dave]

Hallo Georg,

der Umbau des 4090 gefällt mir sehr gut. Mein Versuch den 4090 zu verbessern, sind leider gescheitert, aber dein Umbau macht Mut!
Könntest du noch näher beschreiben welche Bauteile du verwendet hast bzw. wie weit der Drehpunkt der Kupplung vom Wagenende entfernt ist.

lg
Dave

[ngfreak09]

Hallo Dave,

Gerne: das weiße Teil, was auf dem Bild zu sehen ist, besteht aus einer entsprechend zugeschnittenen Polystyrolplatte, so ca. 1,5 -2 mm dick (was man gerade so zu Hand hat; kann auch noch was dicker sein, muss aber dann bei allen Fahrzeugen gleich sein. Das Teil sollte aber so dick sein, dass nachher die Kupplung frei unter dem Wagenboden ausschwenken kann.)

Der Abstand des Drehpunktes hängt von der Länge der verwendeten Deichsel (Bemo nennt diese Teile „Kupplungsadapter“). In diesem Fall handelt es sich um den kurzen 8,3 mm langen Adapter mit der (alten) Bestellnummer 5459 000. Wie die neue Nummer heißt, ich nicht. Es müsste aber reichen, wenn du die Länge angibst und den Hinweis: „ für Drehgestellwagen 3269, 3271, 3276-3279 3281, 3282.“
Der Abstand des Drehpunktes vom Wagenende sollte auf jeden Fall so gewählt werden, dass nachher das rückseitige Ende des Kupplungskopfes knapp vor dem Wagenende liegt.
Ich habe die elektrisch leitenden Kupplungsköpfe (alte Bestellnr. 5449 000) verwendet , um auch die äußeren Drehgestelle zur Stromaufnahme mit heranzuziehen. Es gibt natürlich auch nicht elektrisch leitende Kupplungsköpfe (alte Bestellnr. 5451000)

Der Befestigungspin besteht in diesem Fall aus einem Zubehörteil für die MTL(Kadee) N-Kupplung zur Befestigung von Drehgestellen. Es geht aber prinzipiell aber auch mit anderen Pins aus der Bastelkiste. Auf diese Pins sollte dann auch vorher der Durchmesser des Drehpunktloches abgestimmt sein. Auch der Innendurchmesser des Loches im Bemo-Kupplungsadapter muss dann u.U. auf das Pin-Maß aufgerieben werden.
Die Faltenbälge sind vom Bemo RhB Allegra (Best.-Nr.: 1044 012 000)

Weitere Informationen und Bilder findest du hier: viewtopic.php?f=24&t=10931

Grüße aus dem Bergischen

Georg