Werte Schmalspurfreunde!
Ich habe es nun geschafft mich durch ziemlich das gesamte Forum durchzulesen, und bin nun zu dem Schluss gekommen auch meine Meinung zum Besten zu geben. Gleich vorweg: Ich bin erstaunt wie viele sich den Kopf um diese Bahnen zerbrechen und um deren Weiterbestand kämpfen, und das ist gut so!- denn ohne solchen Einsatz würde die 760er Landschaft in Österreich sicher anders aussehen.
Zu mir: Ich bin in einem Unternehmen tätig, welches bestehende Verkehrsbetriebe (Bus, Tram, Bahn, Schiff, etc…) aufkauft und diese revitalisiert und erneuert, und am Ende versucht die Dinger mehr oder weniger gewinnbringend zu führen.
Somit ist es Teil meines Berufes, dass ich mich mit solchen Bahnen wie der Mariazellerbahn oder den 760ern insgesamt auseinandersetze. Glücklicherweise ist diese Bahn wie auch alle anderen 760er eine meiner größten Leidenschaften.
Also in aller Kürze meine Gedanken zur Zukunft der Mariazellerbahn und der 760er:
Auch ich habe die Infrastrukturvertrag um die NÖschen Schmalspurbahnen gelesen und sehe diesen unter einem sehr kritischen Blick. Denn wie einige andere bereits angesprochen haben beinhaltet der Vertrag nur die Beibehaltung des Status Quo, was für die Mariazellerbahn nur schlecht ist, denn jünger wird sie ja bekanntlich nicht. Will man die Bahnen erhalten, so benötigt man (aus meiner Erfahrung) vor allem mal viel Zeit, viel Geld und fähige Menschen die das Ding unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Überlegungen versuchen so zu reorganisieren, dass in naher oder ferner Zukunft mal Profit dabei herauskommt. Dieser Profit muss ja nicht zwingend Geld sein, was wahrscheinlich bei den 760ern sowieso nie möglich ist! Es muss sich also am Ende lohnen, und wie es so mit diesen Geschäften ist, muss es sich für alle lohnen, für die Politiker, die Region, die Betreiber,… Und alle zufrieden zu stimmen, die ein Wörtchen mitzureden haben, ist unmöglich.
Ein weiteres Problem ist die ÖBB. Die will die 760er nicht haben, davon trennen kann sie sich aber auch nicht. Findet man nun wieder erwarten einen Privatbetreiber für eine solche Bahn, „kommt man ihm entgegen“ und will die Infrastruktur zum Realpreis verkaufen, wo doch der eigentliche Wert sich maximal auf einen ¤ beläuft, und das ist schon ein schlechtes Geschäft. Dazu noch Lokomotiven im „Sonderangebot“, und jeder private zieht die Leine! Dann bleibt noch die klügste aller Lösungen, nämlich die Bahn abzutragen und den (hochwertigen) Stahl der Schienen zu verkaufen.
Ein weiteres Problem stellen die EU Richtlinien dar, die auf öffentlich betriebenen Verkehr sehr restriktiv wirken, vor allem wenn es um Strecken mit wenig Transportvolumen geht. Man muss also auch einen nach EU Richtlinien ausgerichteten Verkehr organisieren, um so mögliche Subventionen in zumindest die Infrastruktur zu sichern. Und das ist nur mal grobe beschrieben!
Weiters sind tolle Ideen lähmend wie zum Beispiel das Umspuren. Ich stelle hiermit an alle die das lesen die Frage: Wie hoch ist der Prozentsatz an beförderten Personen die nicht mit der Bahn fahren müssen (Schüler, Arme Leute, etc), sondern wollen (?)? Für die meisten spielt es keine Rolle ob sie auf 760mm 30 Minuten langsamer sind als auf 1435mm. Die meisten kennen ja nichtmal den Unterschied!!! Und wenn sie die Möglichkeit haben von der Bahn aufs erste eigene Auto, dann sitzt keiner mehr im Zug, egal ob der für 100 km eine Stunde oder 2 Stunden braucht oder die Bahn schneller ist als das Auto!
Spurt man also die 760 er um, zerstört man dabei technisches Kulturgut der Bundesrepublik Österreich und erreicht damit statt der leeren Mariazellerbahn leere 5047er oder noch schlimmer 4020er, denn kein Pielachtaler sagt sich: „Juhu endlich bin ich schneller, ich steig um vom Auto auf die Bahn!
Das Resultat ist dass die ÖBB langfristig Arbeitsplätze vernichtet, nur um sich dann am Güterverkehr satt zu weiden. Und wer glaubt dass es eine wirtschaftliche Bergstrecke gibt (plan oder tourist) der, meinen Berechnungen zufolge, träumt. Wird umgespurt, dann werden die Täler in denen die Schmalspurbahn hineinführt ihrer einzigen Besonderheit beraubt. Denn die Möglichkeit die Bahnen wirtschaftlich und vor allem für eine Vielzahl der Beteiligten sinnvoll zu nutzen gibt es, nur muss man endlich mal Profis ans Werk lassen und von Seiten der ÖBB und aller anderen „Big Player“ kooperativ sein und diese Profis werken lassen. Aber dann tritt leider die totale Unfähigkeit der ÖBB ans Tageslicht (betreffend ausschließlich 760mm), und das ist nicht jedem recht!
Ich hoffe doch dass ich nicht zu emotional war. Ich bitte um Verständnis dass ich nicht jede Behauptung belege, aber dass würde den Rahmen des Tages und der mir erlaubten Informationsfreigabe sprengen. So soll es für uns Bahnliebhaber ein Anstoß sein weiter zu machen und das nicht aufzugeben, woran wir glauben und was wir schätzen und lieben!!!
Liebe Grüße, Roman
Gedanken zu den 760ern
Moderator: Stephan Rewitzer
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Re: Gedanken zu den 760ern
Hallo !
Du hast es auf den Punkt gebracht ! Eine meiner Meinung nach gute Zusammenfassung des derzeitigen Standes.
Darf ich fragen in welchem Unternehmen Du arbeitest ?
lg Andrej
Du hast es auf den Punkt gebracht ! Eine meiner Meinung nach gute Zusammenfassung des derzeitigen Standes.
Darf ich fragen in welchem Unternehmen Du arbeitest ?
lg Andrej