Griechenland: Agrinio - Krioneri neu aufgebaut

Alle Schmalspurbahnen, die nicht in die oberen Schemen passen.

Moderator: Stephan Rewitzer

2095.03
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Griechenland: Agrinio - Krioneri neu aufgebaut

Beitrag von 2095.03 »

Ein Besuch bei den Nordwestgriechischen Eisenbahnen (Sidirodromi Voriodytikis Ellados)
am 24.06.2007


Im Jahre 1891 wurde das Netz der von Belgiern und Engländern errichteten Nordwestgriechischen Eisenbahnen (Sidirodromi Voriodytikis Ellados / SBDE) eröffnet, dessen größtes Ausmaß eine Gesamtlänge von 75 km erreichte.

Die Hauptstrecke verband Agrinio mit Mesolonghi und Krioneri (62 km), das mit einer etwa einstündigen Fahrt einer Eisenbahnfähre von Patras (Peloponnes) aus zu erreichen war, zudem gab es die Nebenstrecken von Kalivia nach Ag. Georgios (2 km, 1896/97 erbaut) und von Etoliko über zwei längere Brücken über das Meer (Golf von Etoliko), die heute nur mehr dem Straßenverkehr dienen, nach Katochi. Letztere war 11 km lang, wurde 1912 eröffnet und bereits in den Wirren des Zweiten Weltkrieges 1943 abgebrochen.

Die als Eisenbahninsel betriebenen SBDE, die weiter in Richtung Norden verlängert werden sollten, wurden 1954 vom Staat übernommen. Es gab belgische Dampflokomotiven und später noch drei dieselmechanische Triebwagen (Breda 1953, 2 x 155 PS, Nr. 501-503).

Der Betrieb wurde am 7.8.1970 stillgelegt, die Triebwagen wurden nach Volos zur Thessalischen Kleinbahn (Sidirodromi Thessalias / STh) überstellt. Viele Anlagen waren (teilweise konserviert) erhalten geblieben.

Es glich einem Wunder, als 2004 angekündigt wurde, die Hauptstrecke Agrinio - Krioneri mit durch die Umspurung der thessalischen Meterspurstrecke Paleofarsalos - Kalambaka freigewordenem Material wieder neu aufzubauen. Tatsächlich begann man kurz darauf, die alten verwachsenen Gleisanlagen zu entfernen und diverses Baumaterial an verschiedenen Stellen zu deponieren. Im selben Jahr begannen auch die Arbeiten zum Wiederaufbau dieser landschaftlich wirklich einmalig schönen Schmalspurbahn! Im Internet tauchten auch vermehrt Berichte darüber auf, allerdings überwiegend in griechischer Sprache; es waren aber auch sehr interessante und vielversprechende Bilder dabei.

Im Jahr 2006 wurde es aber plötzlich verdächtig still und ich versuchte, über diverse Internet-Foren (auch griechische) mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Tatsächlich wurde dort berichtet, dass wegen angeblicher politischer Probleme die Arbeiten an der Reaktivierung dieser Bahn kurz vor der Vollendung wieder eingestellt wurden. Es war seither auch nirgends mehr etwas darüber zu finden, weder Berichte noch Bilder oder andere Informationen.

Es ließ mir einfach keine Ruhe, weshalb wir einen Tag unseres Griechenlandurlaubes der SBDE widmeten und erst mal nach Agrinio fuhren, wo wir hofften, irgendwelche Zeichen eines Eisenbahnverkehrs zu finden. Wie ich aber vermutet habe, wurden wir in dieser Sache leider enttäuscht. Wir fanden nach längerer Suche die ehemalige "Abfahrtsstelle", die es jedoch nie mehr geben wird, da hiefür die Staatsstraße überquert werden müsste. Jenseits dieser Straße aber begann der nagelneu hergerichtete Oberbau mit altbrauchbaren Schienen (überwiegend aus Thessalien), nagelneuen Holzschwellen und neuem Gleisschotter! Hier wollte man anscheinend einen neuen "Bahnhof" errichten. Wir durften feststellen, dass die gesamte Strecke bis Krioneri Mole komplett neu aufgebaut wurde und dass sich bei allen Bahnübergängen neue Verkehrsschilder befinden. Im Bereich Mesolonghi wurden sogar neue Antriebe für Bahnschranken samt Blinklichtanlage aufgestellt! 2004 wurde sogar noch in Etoliko ein neuer Stadler-Triebwagen aus Kalamata (Peloponnes) aufgestellt, um für die "neue" Bahn zu werben. Dieser wurde jedoch 2005 wieder nach Kalamata zurückgebracht und 2006 alle Baumaschinen abgezogen, wie wir vor Ort erfahren mussten. Wir konnten auch in Erfahrung bringen, dass in der Zwischenzeit im Bezirk Agrinio eine politische Wahl alles sehr negativ verändert haben soll, was dieser Bahnlinie dienlich gewesen wäre. Griechische Eisenbahner der Peloponnesbahn aber glaubten zu wissen, der akute Mangel an Meterspurfahrzeugen sowie geeignetem Personal bei der OSE war der Grund, diese Linie erneut aufzugeben. Wie auch immer, es scheint für diese äußerst reizvolle Bahn keine Zukunft zu geben.


Nun aber zu unserem Reisebericht:
Wir begannen unsere eisenbahnarchäologische Fahrt in Agrinio und fuhren die Strecke entlang bis zum anderen Endpunkt Krioneri Mole. Ab Agrinio fällt die Strecke leicht und führt durch Orangenplantagen und an unzähligen Olivenbäumen vorbei nach Dokimio von Schilfgürteln begleitet. Weiter geht es leicht abfallend in den ehemaligen Abzweigbahnhof Kalivia, wo sich die Strecke um 90° in Richtung Süden biegt. Nun fahren wir durch landwirtschaftlich genutzte Wiesen und Felder (dort gibt es noch vielfältige Blumenwiesen!) bis zu einem Bahnhof, von dem ich leider keine Bezeichnung ausfindig machen konnte; es befanden sich dort nur wenige Häuser und keine Ortsschilder. Es war auch niemand hier, den ich hätte fragen können. Auch ein alter Güterwagen steht dort ohne Drehgestelle. Ab hier wird aus der Schmalspurbahn eine richtige Gebirgsbahn; über eine große stählerne Gitterbrücke führt die Trasse stark steigend (etwa 25 Promille) sich über einen Hügel windend an Agelokastro vorbei, um in ebenso starkem Gefälle in einigen Kilometern das kleine Dorf mit dem Namen "Stathmos Stamnas", also "Bahnhof Stamna" zu erreichen. Der eigentliche Ort Stamna liegt etwa 2 km westlich vom Bahnhof. Etwas weniger steil abfallend führt die Strecke nun besonders reizvoll durch einen Landstrich mit vielen Weiden mit Schafen und Ziegen bis fast auf Meereshöhe zum Golf von Etoliko. Am Meer entlang führt nun die Trasse durch eine einmalig bezaubernde urgriechische Landschaft weiter bis zum zweiten Abzweigbahnhof Etoliko, in dem vor drei Jahren ein Stadler-TW aufgestellt war. Hier gibt es auch noch einen alten Wasserturm und eine Putzgrube in moderner Form. Der neue Bahnsteig wurde nagelneu, natürlich original griechisch, betoniert. Die Griechen sind eben auch heute noch gute Baumeister. :razz:
Weiter geht es nun wieder durch Olivenwälder und Wiesen, vorbei an den Salzfeldern von Haliki, die dort heute noch Meersalz produzieren (dort befinden sich weiße Berge aus Meersalz!) bis zum Betriebsmittelpunkt dieser Bahn, dem Bahnhof Mesolonghi, wo sich ein 4-ständiges Heizhaus befindet. Leider wird dieses jetzt anderweitig genutzt, aber es wurden neben den drei durchgehenden Bahnhofsgleisen zwei Stumpfgleise zum Abstellen von Fahrzeugen in Richtung Heizhaus verlegt. Die Strecke führt nun weiter östlich aus der Stadt und entlang der Staatsstraße, immer mit Blick auf den weitläufigen Golf von Korinth, 11 km weit bis zum größten Kunstbau dieser Linie, der eindrucksvollen Brücke über den Evinos, wieder als Stahlkonstruktion in Gitterbauweise ausgeführt. Nach der Überquerung des Evinos biegt die Bahn in Richtung Süden, um dem 914m hohen Massiv des A.Vasiliki auszuweichen und folgt für einige Zeit dem Evinostal fast bis zur Mündung in den Golf, biegt jedoch davor in Richtung Südosten und führt durch einen Eukalyptuswald in den letzten Bahnhof dieser Strecke Krioneri. Die Strecke endet hier jedoch noch nicht sondern führt noch zwei Kilometer weiter nach Osten bis zur Mole des Dorfes und biegt 90° über den asphaltierten Dorfplatz direkt zum Damm in Richtung Süden, über den die Schienenfahrzeuge einst über die Fähre nach Patras am gegenüberliegenden Ufer mit der Peloponnesbahn ausgetauscht wurden. Hier endet nun unsere "Fahrt mit der SBDE". Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die griechische Bahn alle Weichen der SBDE in Halbstellung bringen ließen, obwohl sich dort keine Schienenfahrzeuge mehr befinden.

Vielleicht geschieht ja ein zweites Wunder und ein anderer (nachfolgender) Politiker besinnt sich dieser Bahn und die Strecke wird doch noch eröffnet; neu wäre ja nun alles. Sie müsste nur freigemäht und die zugeschütteten Übergänge freigemacht werden.
Dass es auch anders geht, zeigt die Reaktivierung zweier anderer meterspuriger Nebenbahnen auf dem Peloponnes; im September letzten Jahres wurde die Strecke Asprochoma - Messini nach 31 Jahren Stillstand wiedereröffnet und bereits ein Jahr davor die Nebenbahn Pirgos - Katakolo!

LG 2095.03

Bild 1: die "neue" Abfahrtsstelle inAgrinio
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Bild 2: bei Dokimio
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Bild 3: kurz hinter Kalivia
(hier war eines der vielen Depots mit frischen Gleisschotter)
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Bild 4: der namenlose Bahnhof am Beginn der Steilstrecke
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Bild 5: dort steht auch noch ein alter Güterwagen ohne Drehgestelle
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Bild 6: kurz hinter dem Bahnhof befindet sich diese Gitterbrücke
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Bild 7: ...und die Steilstrecke windet sich über den Hügel
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Bild 8: ...um nach Agelokastro wieder stark fallend den Talboden zu erreichen
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Bild 9: eine neu betonierte kleine Brücke in diesem Bereich
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Bild 10: Stathmos Stamnas ist erreicht
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Bild 11: Bahnhof Etoliko
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Bild 12: der alte Wasserturm in Etoliko
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Bild 13: ...und die "moderne" Putzgrube (Bf Etoliko)
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Bild 14: In der Nähe von Haliki befindet sich diese Brücke über ein stehendes Gewässer, in dem sich viele Sumpfschildkröten tummeln
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Bild 15: Mesolonghi, der Betriebsmittelpunkt ist erreicht
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Bild 16: das Heizhaus in Mesolonghi
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Bild 17: Wie man sieht, wurden einige Baustellen "fluchtartig" verlassen und Schrauben einfach fallengelassen
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Bild 18: die westliche Einfahrt in den Bf Mesolonghi
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Bild 19: Mesolonghi - Blick in Richtung Heizhaus
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Bild 20: eine nagelneue Schranken- und Blinklichtanlage, die nie in Betrieb gehen durfte (Mesolonghi)
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