Hallo, Bahnjurist!
bahnjurist hat geschrieben:Ja, da ist an sich schon richtig - ich denke, so weit auseinander liegen wir gar nicht
Ich meinte auch nicht, dass eine sofortige Kompletterneuerung der gesamten Strecke notwendig wäre (ich sehe dies eher als langfristige Sache...) ...
Ich sehe das auch so, daß wir uns im Grunde über Ziele, Maßnahmen und Zeithorizont einig sind.
bahnjurist hat geschrieben:Weshalb siehst Du Probleme mit dem E-Teil der neuen Zügen, zumal diese doch wesentlich anders konzipiert sind als z.B. die 4090? Verstehe ich jetzt im Moment nicht ganz...
<Stirnrunzeln>
Nun ja, dazu muß ich ein wenig ausholen. Wechselspannung läßt sich bekanntermaßen auf
direktem Wege nicht speichern. Wenn ich also einen Wechselspannungsverbraucher mit einer bestimmten Leistung (Last) an ein bestehendes Wechselspannungsnetz anschalte, muß genau zur selben Zeit irgendwo in diesem Netz genau diese Leistung zusätzlich erzeugt werden. Würde diese zusätzliche Leistung nicht erzeugt werden, würde die Netzspannung oder die Netzfrequenz um einen bestimmten Teil sinken (aufgrund der großen rotatorischen Trägheit der Turbinenläufer und der Generatorläufer wird sich die Frequenz im Gegensatz zur Spannungshöhe jedoch normalerweise nicht so schnell ändern). Die Höhe dieser Spannungsänderung ist im Prinzip proportional zu der im Netz herrschenden Grundlast im Verhältnis zu der von mir angeschalteten Last. Das heißt, wenn die Grundlast im Gesamtnetz nur groß genug ist, fällt selbst das Anschalten einer vergleichsweise hohen Last kaum ins Gewicht. Die Spannung sinkt zwar kurzzeitig, jedoch so unmerklich, daß es den übrigen Verbrauchern nicht auffällt und in irgend einem Kraftwerk wird dann schon die Leistungsabgabe entsprechend erhöht um die Nominalspannung wieder zu erreichen.
In kleinen Netzen, wie es das Bahnstrom-"Netz" der MzB ist, ist das allerdings nicht so einfach, da dort das Verhältnis von Grundlast zur zugeschalteten Last wesentlich ungünstiger ist. Als Besipiel stelle man sich vor, es wären zwei 1099er auf der Strecke, eine fahre gerade die Nordrampe hinauf und die Andere will jeden Moment nach einem Unterwegshalt anfahren. Sonst sind zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Verbraucher an das Bahnstromnetz angeschaltet.
Dabei nimmt die bergwärts fahrende Lok konstant ihre Dauerleistung von 320kW auf. Nun fährt die andere Lok, da ihr Zug mal wieder Verspätung hat, scharf, unter Ausnutzung ihrer Stundenleistung von 420kW an. In diesem Moment muß also plötzlich mehr als die doppelte Leistung erzeugt werden, um die Netzparameter (hier 6,5kV, 25Hz) konstant zu halten. Das kann nur geschehen, indem im Kraftwerk Erlaufboden der dortigen Turbine über die Regelung mehr Wasser pro Zeiteinheit und damit mehr Leistung zugeführt wird. Dieses wird aber nicht völlig zeitsynchron mit dem Aufschalten der abfahrenden Lok geschehen, sondern etwas zeitversetzt, da die Regelung im Kraftwerk ja die im Netz sinkende Spannung erstmal erkennen muß, um dagegehalten zu können. Dadurch entstehen teilweise erhebliche Spannungseinbrüche im Netz. Das Gleiche, jedoch nur mit umgekehrtem Vorzeichen, läuft übrigens auch beim Abschalten einer Last vom Netz ab, die Spannung tendiert dann eben nach oben.
Auf diese Spannungsschwankungen muß aber die Elektronik der Triebwagen ausgelegt sein, sonst kann es durch Überspannungsspitzen zur Defekten bzw. bei Unterspannungsereignissen zu ungewollten Abschaltungen oder Fehlfunktionen kommen.
Bei dem Normalspurbahn-Verbundnetz, bestehend aus Deutschland, Schweiz und Österreich, ist die Netzgröße so groß, daß ein einzelner Zug mehr oder weniger am Netz gut verkraftet werden kann. Da in der Schweiz die meisten Schmalspurbahnen aber auch mit der, im Normalspurbahn-Verbundnetz üblichen Frequenz von 16 2/3 Hz betrieben werden und sicherlich jeweils auch mit diesem Netz verbunden sind, haben wir dort also auch auf den Schmalspurstrecken ein wesentlich stabileres Versorgungsnetz zur Verfügung als dieses bei der MzB der Fall ist.
Daher muß sich also erst noch zeigen, ob ein Schmalspur-Triebfahrzeug eines Baumusters, daß unter schweizer Bedingungen zufriedenstellend funktioniert, auch auf der MzB klaglos seinen Dienst verrichten wird.
Nette Grüße,
Ingo.