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Verfasst: 4. Januar 2011, 22:05
von Klaus
Hilfsheizeraspirant hat geschrieben:
Klaus hat geschrieben:Beim neuen Triebzug Designelemente z. B. der 1099 zu "zitieren" bzw. einfließen zu lassen – da würde aller Voraussicht nach bloßer Kitsch herauskommen.
Hm, aber.. Mit Seitenblick auf (...) wage ich da entgegen den Buh-Rufen Zweifel auszusprechen.

Retro ist ein Ausdruck unserer Zeit. Das muß man gelten lassen.
Mittlerweile (nachdem VW mit dem Beetle die Presche der Akzeptanz blutig geschlagen hat) hat, haben bereits einige Designer mit erstaunlichem Erfolg den Drahtseilakt zwischen traditionellen Werten(Formen) und Innovation geschafft.
Ich würde einer wirklich professionellen Retrovariante den Vorzug geben.

Bewährte Dinge wiederholen sich eben über die Epochen hinaus.
Bei Kleidung, Mode, Musik, und Architektur.
Warum nicht auch bei der Schmalspurbahn?
Kann ich alles vollinhaltlich unterschreiben. Ich bin ja selbst ein Kind (eher: ein halbwegs Erwachsener) der sog. Postmoderne. Ich spreche aber deswegen nicht der (meist falsch verstandenen) Parole vom "Ende der Geschichte" (vulgo/trivial: Geschichtslosigkeit) das Wort. Im Gegenteil!

Viele heutige/moderne/avantgardistische Designer und Architekten begreifen die historischen Vorbilder / die Tradition nicht als Ballast, sondern als Chance/Startkapital – nicht um Elemente daraus zu isolieren und billig/plagiierend zu zitieren und irgendwo sinnentfremdend und -entstellend draufzuklatschen, sondern um in einem Vorgang der Filterung/Reflexion/Transformation/Überhöhung die dekonstruierten/freigelegten Einzelelemente in ihrer Geschichtlichkeit neu/anders zusammenzusetzen und dem Ganzen einen neuen Sinn/Drall/Spin mit auf dem Weg zu geben. Andererseits: Die sog. "postmoderne Beliebigkeit" ("Anything goes!") geht mir am A... vorbei. Blablabla ...

(Un)kurz (& [un]bündig & ganz persönlich): Ich wünsche mir keinen Historizismus (wie z. B. an der Wr. Ringstraße. Nur wenige wissen, dass es seinerzeit, unmittelbar nach dem Bau, viele wichtige Stimmen gab, die etliche Ringstraßenbauten – wie z. B. das Parlament oder die Börse – wieder abreißen wollten, weil man den Pseudo-Griechen- und Renaissance-Kitsch für unerträglich hielt. Heute haben wir uns und die Touristen sich an den "Kitsch" gewöhnt). Ich wünsche mir statt Historizismus Historizität. D. h.: zeitgenössisches funktionales Design mit "intelligenten Anklängen/Anspielungen" an das Bisherige (Nenn es von mir aus "Retro"). Was es für mich nicht heißt: "postmoderne Beliebigkeit" (also das lieblose/austauschbare Draufklatschen von historischen Versatzstücken).

Die 'Zellerbahn fährt in einer ganz spezifischen, unverwechselbaren Landschaft und hat – ergo dessen – ganz spezifische Aufgaben zu erfüllen. Und diese möchte ich in einem Design auch (wie auch immer) repräsentiert sehen – besser: fühlen können.

Gruß, k.

Verfasst: 4. Januar 2011, 22:13
von 4010.014-1
Sehr gut Klaus!

Ich denke auch, dass modernes Design (mit Design ist sowohl Außen- als auch Innengestaltung und die Funktion der gestalteten Elemente ihren Anforderungen entsprechend gemeint) keine Kopie der alten, wenn auch vl zeitlosen, Entscheidungen sein darf! Man muss als Designer auf die Wirkung des Zuges in der Landschaft schauen, auf die drei Blickweisen auf die Garnitur: in der Landschaft, beim Einfahren, und direkt vor einem beim Einsteigen! Hier soll der Zug attraktiv und einladend wirken. Was er meiner Meinung nach nicht sollte ist, Straßenbahn, moderne Architektur (zB Talent-Schnauze) etc in die ländliche Gegend des Pielachtales und die imposante Felsenstruktur bringen. Hier ist ein "liebliches Äußeres" gefragt (zB mit runden Scheinwerfern und warmen Licht). Was hilft ein moderner Zug, wenn er jetzt modisch ist und in 10 Jahren nicht mehr?
Aber gut, darüber müssen andere entscheiden...
Ich meine, bei der Pöstlingbergbahn haben sich auch viele am neuen Design gestoßen, ich finde es aber ob der Farbgebung, der runden aber nicht zu spitz zulaufenden Form, des Interieurs.... recht gut gelungen!
Geschmäcker sind verschieden, doch kann man anhand des Vorgefundenen schon auf Gedanken oder nicht-Gedanken des Designers schließen!

LG Werner

Verfasst: 4. Januar 2011, 23:39
von Klaus
Irgendwie (wie sonst auch :eek: ) ein unnötiger Exkurs meiner(ein)seits:
4010.014-1 hat geschrieben:... bei der Pöstlingbergbahn haben sich auch viele am neuen Design gestoßen, ich finde es aber ... recht gut gelungen!
Geschmäcker sind verschieden ...
Tausend Hirne (bzw. tausend Köpfe, wo eigentlich ein Hirn [in jedem!] Platz finden tät' :wink: ) – somit tausend Ideen! Deshalb (?) nun sehr OT (aber irgendwie als Paradigma für die MzB):

Ich bin ein gebürtiger Linzer. Mein Vater war Elektromeister bei der seinerzeitigen ESG (heute Linz AG); also hatte ich Freifahrt allüberall (inkl. Pöstlingbergbahn und Grottenbahn!). Ich fand es schon damals (1960er-Jahre) unerhört, dass man in der schönen Jahreszeit nicht nur mit den offenen Sommertriebwagen, sondern auch mit den normalen/geschlossenen gefahren ist. Dass es da von den Sommerwagerln nicht genug gab, um damit den kompletten Tagesbedarf zu bestreiten, wusste ich damals natürlich noch nicht. Aber immerhin wurde sommers wie winters mein Radl mitgenommen – was ungefähr so aussah:

Bild
(Triest, Opicina, Ostern 2009)

Heute bin ich von der Pöstlingbergbahn (in nostalgischer Erinnerung/Verklärung) entsetzt/abgestoßen, andererseits (in der Einsicht, dass nur neue, funktionellere/leistungsfähigere Tfz das Überleben dieser Bahn sichern konnten) angetan, dass mich eine gänzlich neue (schiache, na ja) Pöstlingbergbahn hinauf zur (neuen, schiachen) Grotten(Krot'n)bahn bringt – und sogar zurück auf den Hauptplatz (gewiss qua Umspurung eine radikale, aber prächtige Lösung; diesbezüglich hätt' ich sogar für Stank Plöden eine Lösung ...).

So wünsch' ich auch der MzB (im halbschlimmsten Fall) das allerschiachste Klump, gleichzeitig aber die allerbeste Zukunft (denn: Man kann sich in/von Pröllozien vieles wünschen, aber nur weniges erhoffen – z. B. dass dereinst die Urne mit den sog. eigenen sterblichen Überresten an der H-Lst Holzapfel, gleich neben dem Holzapfel-Funkenfänger, bestattet wird).

Gruß, k.

Verfasst: 9. Januar 2011, 23:07
von Privatbahner
Also:

Punkt 1: mir gefällt dieses "Design" ebenfalls überhaupt nicht :contra:
aber
Punkt 2: die Tür in der Front wäre natürlich als Fluchtmöglichkeit im Tunnel sehr sinnvoll. Dann würde man sich diverse Änderungen an den Tunneln der MZB sparen.
Z.B. in London glaubst, dass der Zug im Tunnel irgendwann steckenbleiben muss, weils so knapp ist. :eek: Deswegen ist der Zug total durchgängig, auch an den Führerständen.

VG Rudi