Hier der Artikel im Wortlaut (ORF NÖ, 15. 5. 2011):
Waldviertel-Buslinie ein teurer Flop
Vor einem Jahr wurde die Waldviertel-Buslinie installiert, bisher mit wenig Erfolg. Manche Busse seien fast leer unterwegs. Jetzt sollen kostenlose Tickets den Umstieg auf den öffentliche Verkehr schmackhafter machen.
Viele wüssten über Angebot nicht Bescheid
36 Minuten dauert die Busfahrt von Waidhofen/Thaya nach Gmünd. Der Bus ist zur Hälfte, also mit 15 Personen, besetzt, aber nur an bestimmten Tagen. Andere Linien würde diese Gästezahl vielleicht in einem Monat erreichen, war auf Anfrage zu erfahren.
Die Busse seien oft wenig gefüllt bis fast leer, brachte es Maximilian Igelsböck, Obmann des Projektvereins Waldviertel, auf den Punkt. Er ist für die Umsetzung des Projekts mitverantwortlich. Viele Menschen wüssten über das Angebot zu wenig Bescheid. Mit einer Informationskampagne und kostenlosen Tickets hofft man nun auf mehr Zuspruch bei der Bevölkerung.
Land NÖ will weiterhin finanziell unterstützen – Bedarfserhebung, eventuelle Anpassungen
Trotz der geringen Auslastung wolle das Land NÖ weiterhin an diesem Projekt festhalten, sagte der für den Verkehr zuständige Landesrat Karl Wilfing (ÖVP).
Jährlich würden 4,1 Millionen Euro in die Waldviertel-Linie investiert werden. In den nächsten fünf Jahren werde man das Projekt auf jeden Fall unterstützen, so Wilfing.
Derzeit werde die Auslastung der Buslinien überprüft und weiterer Bedarf erhoben. Dann könnte es zu Anpassungen kommen, so Wilfing.
Aus eigener Anschauung kann ich Ähnliches aus dem Mostviertel berichten:
Seit der letzten ÖBB-Fahrplanumstellung (Mitte Dez. 2010) und der damit erfolgten Einstellung der Erlauftalbahn im Abschnitt Scheibbs–Kienberg (mit Pröllusconis Segen) durfte ich diese Destination 10-mal mit dem Bus der viel gepriesenen NÖVOG-Mostviertel-Linie befahren.
* Von den 10 Fahrten war ich bei 7 der einzige Fahrgast.
* Bei 2 Fahrten gab's neben mir 2 Fahrgäste.
* 1x fuhren 4 junge Amerikanerinnen (offenbar Studentinnen der Kath. Privatuniversität der Kartause Gaming) von Scheibbs nach Gaming. Der Fahrer, ein rechter Spaßvogel, zu mir: "Heut' staut es sich wieder ..."
* Fahrpreis für 11 km: 3,30 €. ÖBB-Vorteilscard gilt nicht.
* Für jede Fahrkarte bzw. Destination muss der Chauffeur umständlich in einem Heftl einen vierstelligen Code heraussuchen, diesen in den Fahrkartendrucker eingeben, etwaige Codes für Vergünstigungen (Schüler, Pensionist etc.) dazusuchen und eingeben ... dauert pro Fahrgast 1–3 Minuten (Die vorsintflutlichen Geräte rauben den in der Regel damit ohnehin kaum zurande kommenden Fahrern den letzten Nerv).
* Standardfrage des Fahrers: "Hab'n Sie's net genau?" Alles, was größer als ein 10-€-Schein ist, verursacht Probleme – nicht genügend Wechselgeld. Der Fahrer: "Nau, dann fahrst von mir aus gratis. Was soll i mach'n?!"
* Weil's bei mir schon Minuten gedauert hat, haben sich die oben erwähnten Ami-Gören mit den Worten "Gaming, Stadt(!)platz" an mir nach hinten vorbeigedrückt. Als ich nach Minuten "abgefertigt" war (die 3,30 € hatte ich schon abgezählt in der Hand), rief der Fahrer nach hinten: "Wer wollte da nach Gaming?" Keine Antwort. Der Fahrer, mit Blick in den Innen-Rückspiegel: "Na, dann halt nicht!", startet, schaltet das Licht aus und fährt los ...
* Positiv: Der Fahrer lässt mich auch außerhalb der Haltestellen auf den Meter genau dort aussteigen, wo ich will. Und: Er würde auch, im Fall des Falles, mein Fahrrad mitnehmen. Negativ: Er kann mir nicht garantieren, dass das andere Fahrer auch tun.
* An den Tagen, da ich im Bahnhofsbereich von Kienberg-Gaming zu tun hatte und einen Blick auf die Bushaltestelle hatte, konnte ich bei KEINEM Bus beobachten, dass ein Fahrgast zu- oder ausgestiegen wäre; auch bereits im Bus sitzende Fahrgäste konnte ich KEINE wahrnehmen. Blöder Zufall, sag' ich mir ...
* Eine kleine, kuriose Geschichte, die mir ein Bus-Chauffeur der Mostviertel-Linien unlängst erzählte:
In Scheibbs haben die Fahrer des Buskurses Rtg. Gaming den ÖBB-5047er aus Pöchlarn abzuwarten (fahrplanmäßiges Umsteigeintervall: ~5 Min.). Der Fahrer wartet und wartet – eine halbe Stunde, eine Dreiviertelstunde – kein Zug. ÖBB-Telefonkontaktnummern: Fehlanzeige, hat er keine. Auch nicht von der Erlaufbahn-Zugleitstelle Wieselburg. NÖVOG: niemand mehr da. Der Fahrer fährt leer und mit mulmigem Gefühl nach Gaming ("Was ist, wenn der Zug doch noch – mit arger Verspätung – kommt?"). Am nächsten Tag Meldung des "Vorfalls" in der Zentrale. Die NÖVOG recherchiert. Nach einigen Tagen die "Aufklärung": Der 5047er-Triebwagen nach Scheibbs war retour nach Pöchlarn als Leerfahrt geplant. Der letzte Fahrgast stieg aber schon eine Station vor Scheibbs (in Saffen) aus. Um sich die Leer-Kutscherei nach Scheibbs zu ersparen, wendete er in Saffen und ... 3 km weiter, in Scheibbs saß sich ein verzweifelter Mostviertel-Linien-Chauffeur eine Dreiviertel Stunde lang sein hart erarbeitetes Furunkel noch tiefer in den Arsch ... Mobilität: guten Morgen im 21. Jahrhundert!
PS: Übrigens, die Schüler, die im oberen Ybbstal seit geraumer Zeit den Bus statt der YB nach Waidhofen nehmen müssen, sind gar nicht davon angetan. Die Bahn war, obwohl länger unterwegs, "viel lustiger"; und vor allem im Winter: In den beleuchteten Wagons konnte man lernen und Aufgaben machen; im Bus ist's im Winter zappenduster; da kann man bloß blöd vor sich hinSMSen (die Zeit fürs Lernen und Aufgaben-Erledigen muss von anderswo abgezwackt werden ...).
Mein persönliches Fazit: Da sind entweder kriminell unfähige Kräfte am Werk oder eine Bagage, die, mit reichlich krimineller Energie ausgestattet, den öffentlichen Personennahverkehr in den nö. Randlagen (aus welchen Gründen auch immer) killen möchte. Man hat in St. Blöden zu Recht das Verkommenlassen der Nebenbahnen durch die ÖBB angeprangert – stets aber mit dem gebetsmühlenartig vorgetragenen Zusatz, man würde (weil als Vor-Ort-Instanz bedürfnisnäher als der zentrale Wasserschädl in Wien) alles besser machen ... Grüß Gott,
Himmelstreppe!
Gruß, k.