Schmalspur-Modell-Forum

Liebe Hobbykollegen,

ich habe gerade das Gefühl, im Wald zu stehen und umgeben zu sein von sanftäugigen braunen Tieren, die mich alle duzen...

Mein guter alter BEMO VT 133 "Spreewälder" hat schon letztes Jahr eine Generalüberholung bekommen mit D+H-Sounddecoder SD 10 und Energiespeicher SP 05 A. Da der nicht ganz so gute, aber auch alte Bemo-Motor vor allem Geräusch erzeugt hat, habe ich ihn noch durch einen Einbausatz mit Glockenankermotor der Tramfabriek ersetzt. Soweit also alles ziemlich knorke. Letztes Jahr hatte ich kurz vor der Modellbahnausstellung in Kranichstein noch den neuen Motor eingebaut, aber dann vor Ort rutschte die Schnecke mit der Schwungmasse auf der Motorwelle durch, also wanderte der VT ins Schubladen-BW, bald darauf war die Saison auch vorbei.

Heute habe ich alles schön gereinigt und die Schnecken mit Loctite Wellenfest gesichert, dann aufs Gleis mit dem guten Stück. Aaah, der Benz-Diesel startet und verfällt in den Leerlauf. Alle Soundfunktionen sounden. Also los gehts... er fährt auch an, beschleunigt sanft...und zuckt plötzlich in die Gegenrichtung(!!!). Hä??? Nochmal: Alles geprüft, alles dreht frei, kein Kabel geklemmt, der Sound läuft. Anfahren.... ZUCK!....wieder Anfahren....ah jetzt...ZUCK! Der Motor ändert tatsächlich die Drehrichtung, der VT bleibt ruckartig stehen und macht sogar einen kleinen Satz in die Gegenrichtung. Für Motor und Getriebe eher mittelgut...

Ok, da ist was faul. Also ins geheime Testcenter der Bessunger Kreisbahn in der Darmstadt an der B3, auf den Rollenprüfstand und die Lokmaus vorsichtig aufgedreht.... einmal noch ruckizucki, dann dreht er astrein hoch und läuft drei Minuten wie ein Uhrwerk. Ich ziehe den Stecker am Prüfstand, um den Energiespeicher zu testen - pfft. Keine Wirkung...

Erste Idee: Ich hatte letztes Jahr mit den Decodereinstellungen rumgespielt, vielleicht bringt ein Reset was. Also CV 8 auf 8 und nochmal. Dreht wieder sauber hoch, läuft. Anfahren, Abbremsen, alles schön. Der Motor ist leise, keine fiesen mechanischen Geräusche, tiefer Frieden senkt sich über den Prüfstand. Und siehe da: Nach Abziehen des Steckers läuft er einige Sekunden weiter, inklusive Sound. So soll das sein. Beim zweiten Versuch, Digitalstrom wegnehmen während des Beschleunigens, beschleunigt er sogar noch einen Moment weiter. Geil.

Also zurück zur Anlage, den "Fliegenden Bessunger" draufgestellt....und...(Trommelwirbel!)... DAS MISTDING TANZT WIEDER CHA-CHA-CHA!!!

Hat einer eine Idee? D&H ist in den Werksferien, die kommen erst am 11. Januar wieder...

Hei,

was mir da spontan zu einfällt und wo ich vergleichbares Verhalten bei meinen Modellen hatte:

1. Getriebe ist zu schwergängig ... da das Fahrzeug aber auf dem Prüfstand sauber zu laufen scheint, komme ich zu Punkt zwei,
2. zu viele Verbraucher an der Steuerung. Gesteuert hatte ich seinerzeit mit der Lokmaus von Roco und so ab 7 Loks (auf 3m Modulen) fing die Ansteuerung an zu spinnnen, die Fahrzeuge tanzten den Besagten Chachacha ... eine hat sich dabei sogar in die Tiefen verabschieden und ist über das Modulende gehüpft.
Die Lösung bei mir war: zwischen Lokmauszentrale und Anlage einen gescheiten Booster gehangen und gut war´s - auch mit 7 oder mehr Loks.

m2c und sehr viel mehr kann ich an Ferndiagnose nicht liefern.
Carl Martin

Hallo liebe Mitstreiter,

ich habe jetzt sämtliche Lötstellen unter der Lupe nachgelötet und sowohl den Decoder als auch den Energiespeicher auf Werkswerte zurückgesetzt. Dann die von D&H vorgegebenen CVs für den Energiespeicherbetrieb gesetzt. Auf dem Prüfstand ein absoluter Traum. Praktisch kein Motorgeräusch, man nimmt ihn runter und er läuft in der Hand mehrere Sekunden einfach weiter, inklusive Sound. Hammer.

Also das noch nicht fertige Gehäuse drauf und zur Probefahrt auf die Anlage:



Tatsächlich bleibt das merkwürdige Hin- und Her-Gezucke aus, er tönt, er fährt... aber nicht so gut wie auf dem Prüfstand. Zwischendurch immer mal ein kurzes Zögern, und - aha - der Decoder spielt das Bremsenquietschen für einen kurzen Moment an...

Meine Deduktion: Wie von Carl hilfreich angesprochen, liegt's nicht nur am Fahrzeug selbst. Interessanterweise steht aber ansonsten kein einziges Fahrzeug auf den Gleisen. Irgendetwas löst aber eindeutig die Bremsfunktion aus. Schnelle Abhilfe: Bremsfunktion am Decoder ausschalten - tatsächlich ist das Zwischengebremse weg und der VT dreht seine Runden.

Das ist jetzt schonmal ein schöner Schritt nach vorne. Leider wird der Antrieb (wohl auch aufgrund der jenseits jeder Wuchtung laufenden Schwungmasse) ab einer bestimmten Drehzahl doch unangenehm lärmig und der VT wirkt eher angestrengt... Also gehts jetzt wieder zurück ins geheime Testzentrum der BKB an der B3 in Darmstadt, kurz nach dem Ortseingang rechts, und ich werde noch einmal über die Kraftübertragung im Allgemeinen und bei diesem VT im besonderen meditieren...

Und natürlich ist die zweite Erkenntnis, daß in der Anlage selbst irgendwie der Wurm drin ist. Na super. Wobei kein anderes Fahrzeug durch irgendwelche auffälligen Merkwürdigkeiten hervortritt.

Hei Harald,

erstmal freut es mich, dass Dein VT nun fast das macht, was Du von ihm erwartest.
Das Problem mit den lauten Motoren kenne ich von Bemo zu genüge, leider auch von anderen Herstellern: meine Tillig-Fiffi war anfänglich auch wesentlich leiser. Aber da gibt´s ja Optionen und i.d.R. bleiben bei korrektem Einbau, die Lieblinge leise.

Aber dann nochmal zu dem eigentlichen Problem: die Decoer lösen i.d.R. ein Bremsverhalten aus, wenn sich ein Spannungsabfall im Gleis oder besser: zwischen den Gleisen ergibt. Mit anderen Worten: Deine Spannungsversorgung "zum Gleis hin" scheint nicht optimal zu sein.
Bei meinen "Machwerken" hat inzwischen wirklich jedes Gleis, und sei es noch so kurz, eine eigene Einspeisung. Auf "Laschenverbindungen" lasse ich mich nicht mehr ein. Und "ja" das ist aufwändig und bei bestehenden Anlagen, wenn da nicht so konsequent angeschlossen wurde, ein ECHTES Problem. Dennoch: wenn es irgendwie möglich sein sollte, zum Nachrüsten kann ich nur raten.
Letztlich will man doch unbeschwerten Fahr- bzw. Betriebsspaß ... und nicht "SchubsentschuldigendesGrinsen" (und sei es nur einem selbst gegenüber).

m2c
Carl Martin

Hallo Carl,

da gebe ich Dir absolut recht, man sollte lieber etwas Kabelei auf sich nehmen (obwohl ich an sich schon einige Einspeisungspunkte habe...) und ich werde mich jetzt nochmal mit dem Multimeter bewaffnet unter und über die Anlage begeben, um dem Kupferwurm nochmal nachdrücklich nachzuspüren. Auch die Herzstückpolarisierung über die Weichenstellhebel ist für mich ein Kandidat, der als Störenfried in Frage kommt. Da werde ich mich auch noch mal durchmessen, nicht daß da etwas nicht korrekt isoliert ist und irgendwelche Kriechströmchen durch den Bahnhof schleichen...

Es gibt viel zu tun, packen wir's an...