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Ga/s 603
Verfasst: 18. April 2023, 21:33
von Dampflokfahrer
Hallo Schmalspurer,
seit einigen Monaten besitze ich das Buch "Schmalspurig durch Österreich" aus dem Slezak-Verlag. So oft wie ich darin gestöbert habe, zeugt es von Qualität, dass ein 50 Jahre altes Buch noch nicht zerfallen ist. Immer wieder bin ich bei der Abbildung des Ga/s 603 der NÖLB hängengeblieben. Am langen Osterwochenende habe ich dann einfach den Mut gefasst und zu sägen begonnen.
Der Wagenkasten besteht aus zwei alten Liliput-Vierachsern. Um den Rahmen loszuwerden war es mühsam, um sämtliche U-Träger des Aufbaus herumzufräsen. Aber es ging am Ende ohne Verluste. Die Versteifungswinkel in den Ecken zu den Stirnseiten mussten weg und ebenso die Führungsschienen der Tore (weil die Tore blöderweise in die andere Richtung aufgehen). An neuen Toren und Schienen arbeite ich noch.
Das Chassis habe ich aus Aluminium gefräst. Wobei die Einsätze aus Messing unten einen Kunststoffzapfen aufnehmen können und oben ein Gewinde haben, damit ich das Fahrwerk am Ende noch in der Höhe einstellen kann. Vermutlich passt die Höhe schon ganz gut. Die Roco-Drehgestelle sind nur ein Behelf. Die 1908er von Ferro-Train sehen vermutlich stimmiger aus - die habe ich jetzt erst geordert.
Die Unterzüge sind aus Messingprofilen gelötet und waren bei meinen Lötfertigkeiten schon eine Herausforderung.
Aber nun stehe ich vor einem Problem: Laufen die Längsträger des Rahmens beim Ga/s 602/603 wirklich gerade durch oder verjüngt sich der Rahmen jeweils im Bereich der Bühnen? Ich habe dafür keinen Beleg. Aber bei den OOd 65810-65812 ist es nämlich so (Siehe Link, Zeichnung oben rechts).
http://images.zeno.org/Roell-1912/I/big/Ro06034b.jpg
Weiß jemand von Euch des Rätsels Lösung? Bevor ich den Wagen falsch zu Ende baue.
Viele Grüße
Andreas
Re: Ga/s 603
Verfasst: 9. Mai 2023, 19:13
von Dampflokfahrer
Hallo zusammen,
das Tempo, mit dem der Wagen vorangeht, ist mehr als langsam. Aber im Zeitraffer kann man Fortschritte erkennen. Ich habe jetzt Drehgestelle von Ferro-Train montiert. Es wirkt stimmiger als die Diamond-Drehgestelle von Roco. Auch mit den FT-Drehgestellen standen die Kupplungen weit unter dem Rahmen hervor, weil der Ga/s so geringe Überhänge hat. Leider lässt FT die Deckel von der Kupplungaufnahme weg und fixiert die Kupplung stattdessen im "Schweißverfahren". Also lässt sich die Bügelkupplung nicht entnehmen. Da ich die Kupplungsaufnahme sowieso ändern musste, habe ich die Kupplungen freigefräst und eine neue Aufnahme direkt am Drehstell gefräst. Ich habe fast 3mm Kupplungslänge je Drehgestell eingespart. Mit meiner zur "Bügelkurzkupplung" umgearbeiteten Kupplung, passt das Gesamtbild jetzt besser.
Übrigens kosten die beiden Drehgestelle mit Rädern und Kupplung 20Euro. Es ist nicht geschenkt, geht aber in Ordnung.
Für die Bühnengeländer habe ich Drähte gebogen und Messingteile aus 0.5mm-Material gefräst. Nach dem Verlöten dieser Teile hab ich beschlossen, in Zukunft nur noch Wagen ohne Bremserbühne zu bauen.
Grüße
Andreas
Re: Ga/s 603
Verfasst: 9. Mai 2023, 19:52
von richard
Hallo Andreas
Tolles Projekt! Sieht bis jetzt schon mal super aus, auch die Bühnengeländer sind doch prima geworden! Wenn dann mal alles noch Farbe bekommen hat hast du auf jeden Fall ein wunderschönes Modell.
Weiterhin viel Spaß beim Basteln.
Gruß
Richard
Re: Ga/s 603
Verfasst: 3. Dezember 2023, 15:32
von Dampflokfahrer
Es geht gaaaaaanz laaangsaaaam voran.
Der Wagen hat nun:
-Bühnenbretter (aus Evergreen-Platten)
-Trittbretter (aus Messing)
-Tore von Liliput Zweiachs-Güterwagen
-Griffstangen und Türgriffe aus Messingdraht (0,3 und 0,4mm)
Es war wie immer mehr Arbeit als gedacht. Passende Trittbretter habe ich irgends gefunden und die Teile aus Messing gefräst. Der Wagen benötigt immerhin sechs Stück.
Bei den Toren musste ich die Führungen von rechtsöffnend auf linksöffnend umbauen. Ein Detail, dass viel Potential bot, den Aufbau komplett zu ruinieren.
Es fehlen noch der Türhaken und Bremszylinder. Für beides habe ich noch keine Lösung.
Viele Grüße
Andreas
Re: Ga/s 603
Verfasst: 27. Dezember 2023, 13:57
von Dampflokfahrer
Es fehlen noch der Türhaken und Bremszylinder. Für beides habe ich noch keine Lösung.
Weihnachten war herrlich ruhig und Ereignislos, sodass sich hier Lösungen finden ließen. Kurzum es gab nichts passendes zu kaufen und ich musste alles selbst schnitzen.
Viele Grüße
Andreas
Re: Ga/s 603
Verfasst: 27. Dezember 2023, 23:03
von 2095.015
Das sieht großartig aus, ziehe meinen Hut.
LG, Heinz
Re: Ga/s 603
Verfasst: 28. Dezember 2023, 12:21
von Dave
Ich kann mich nur anschließen, großartige Arbeit! Schade, dass man es später kaum sehen wird!
Wie sägst du die Wagenkästen? Laubsäge? Dekupiersäge?
Deine Projekte sind sehr motivierend, selbst wieder aktiver im Selbstbau zu werden!
Re: Ga/s 603
Verfasst: 28. Dezember 2023, 13:08
von richard
Hallo Andreas
Der Wagen wird ja sowas von perfekt!!! Spitzenarbeit! Super!
Gruß
Richard
Re: Ga/s 603
Verfasst: 29. Dezember 2023, 00:00
von Dampflokfahrer
Soviel positives Feedback hatte ich ja noch nie! Danke.
Vielleicht sollte ich mich auf Bremskurbeln konzentrieren.
Zu Daves Frage:
Die Wagenkästen zerteile ich mit der Fräse. Das ist nicht so komfortabel, wie man zunächst denken mag. Ich nutze hierfür eine Proxxon MF70. Die Maschine ist sehr klein und es reicht gerade ebenso für die meisten Sachen für H0e. Schwierigkeiten bereiten nicht die Abmessungen der Maschine, sondern zwei andere Dinge.
1. Die Länge der Fräser
Es ist ja oft notwendig einen möglichst schmalen Schnitt zu machen, aber ein 1mm Fraser ist eben auch nur 2mm lang. D.h. man muss drei mal spannen für die beiden Seiten und das Dach. Es gelingt mir nicht immer Resultate ohne Versatz zwischen den drei Schnitten zu bekommen.
2. Die Steifigkeit der Gehäuse
Die Gehäuse sind ja auf einer Seite offen und damit weich. Also kann man Sie schlecht spannen. Bei den Liliput-Ausgangsprodukten habe ich zunächst ein Fahrwerk (weil die Breite perfekt passt) in Segmente geschnitten und als Versteifungen in die Wagenkästen eingeklebt. Diese "Spantenwagen" ließen sich gut im Schraubstock einspannen.
... damit stellt sich auch die Frage was aus den beiden Hälften ohne Bremserbühnen entstehen soll.
Und ich habe eine wichtige Frage an Euch:
Nämlich welche Farbgebung korrekt ist. In "Schmalspurig durch Österreich ist die Abbildung schwarz-weiß. Ich sehe also nur, dass der Wagenkasten eine einheitliche Farbe hat und die Streben des Aufbaus nicht schwarz abgesetzt waren. Auf der Abbildung ist noch die Pielachtalbahn angeschrieben.
Von Ferro-Train gab es mal ein Modell. Hier gibt es eine Abbildung von dem Ferro-Train-Modell:
https://www.reynaulds.com/products/Ferr ... 0-103.aspx
Eher helles braun (Mariazellerbraun?) und schon als NÖLB beschriftet.
Und es gibt noch eine dritte Möglichkeit, weil die beiden Ga/s 602 und 603 im ersten Weltkrieg als Kriegsverlust verbucht werden mussten. Bei der Steinbeisbahn haben sie somit den größten Teil ihres Lebens verbracht. Selbst in dem Album von Chester habe ich auf keiner Abbildung einen der Wagen entdecken können (auch nicht die anderen Vierachser der NÖLB).
Liebe Grüße
Andreas
Re: Ga/s 603
Verfasst: 29. Dezember 2023, 22:48
von 2095.015
Vielleicht kannst du den Bau der Bremskurbeln etwas beschreiben.
Vermute du hast M 0,6 Gewinde und Mutter genommen.
LG, Heinz
Re: Ga/s 603
Verfasst: 30. Dezember 2023, 14:07
von Dampflokfahrer
Hallo Heinz,
die Bremskurbel besteht nicht aus einem Teil. Da die Länge im Verhältnis zum Durchmesser groß ist, kann ich das nicht in einem Stück auf der Drehbank machen. Die Welle biegt sich einfach nur weg. Bei 0,5mm ist auch Gegenhalten mit dem Reitstock kaum mehr hilfreich oder möglich.
Der obere Teil besteht aus 0,5mm Messingdraht. Der untere Teil ist eine M1 Gewindestange bzw. hatte ich noch lange Schrauben da. Der Schraube habe ich den Kopf rundgedreht und dann das Ganze auf 0,5mm aufgebohrt. Und zwar auf >3mm Länge.
Die M1-Gewindestange hat einen Kerndurchmesser von 0,69mm also habe ich nur noch eine Wandstärke von 0,1mm übrig. Deswegen konnte ich nicht auf M0,6 oder M0,8 runtergehen.
Auf der Stange läuft eine modifizierte Mutter M1. Zunächst habe ich die Mutter auf "Vierkant" umgefräst. Das heißt sie war jetzt rechteckig mit angephasten Kanten. Über die langen Seiten eingespannt, konnte man die kurze Seite einmal komplett mit 0,3mm durchbohren.
Das untere Teil ist aus dem Vollen gefräst, wobei die Rundungen an den Enden nachträglich gefeilt wurden. Dieses Teil hat auch 0,3mm Durchgangsbohrungen.
Die Seitenflächen habe ich verzinnt. Während unten einfach ein durchgängiges Stück Messingdraht eingesteckt wurde, sind es oben zwei Schnippel, die in die Mutter reichen, aber nicht das Gewinde blockieren. Jeweils Kurz mit dem Lötkolben auf die Seiten getippt und die Messingdrähte waren fixiert. An der Mutter ergab sich keine Verbindung, sodass das Teil noch gelenkig war.
Die Schwierigkeit liegt darin, dass meine Finger nicht im Maßstab 1:87 gebaut sind. Auch das Ausrichten und Spannen im Schraubstock hat viel Zeit in Anspruch genommen.
Grüße
Andreas
Re: Ga/s 603
Verfasst: 30. Dezember 2023, 20:39
von Matthias Schulenburg
Schoenen Abend an Alle.
Sehr schon gemacht.
Hab vor langer Zeit auch welche gebaut, doch nicht
so gut wie diese.
Hab diese Bild im Kroatischen Forum gefunden.
lg
Matthias
Re: Ga/s 603
Verfasst: 31. Dezember 2023, 00:16
von Dampflokfahrer
Wow, tausend Dank, Matthias!!!
Ich vermute, dass der Wagen unter einer dicken Schicht "Weathering" noch die originale Farbe trägt. Dann stellt sich nur die Frage, welchen Farbton Pielachtalbahn und NÖLB aufgetragen haben.
Besten Dank
Andreas
Re: Ga/s 603
Verfasst: 31. Dezember 2023, 18:39
von Dampflokfahrer
Kleiner Nachtrag:
Ich war blind: In Chesters Album auf Seite 181 ist dieser Zug auch abgebildet - allerdings in schwarz weiß.
Gruß
Andreas