Gestern war es endlich soweit!
Der westliche Endpunkt der Touristenbahn "Sarganska Osmica" ist erreicht! Tausende Menschen begrüßten den ersten Schmalspurzug im noch eingleisigen Bahnhof von Visegrad.
Der serbische Ministerpräsident Milorad Dodik und der serbische Präsident Boris Tadic übernahmen die offizielle Einweihungsfeier im wiedereröffneten Bahnhof Visegrad.
Bei seiner Ansprache erwähnte der Ministerpräsident Dodik, dass auch eine Autobahn zwischen Pozega und Visegrad gebaut werden soll, die mit etwa 100 km Länge eine noch schnellere Verbindung darstellen und die Verbindung zur Küste zeitlich um Einiges verkürzen soll.
"Wenn es uns gelingt, dieses Projekt zu finanzieren, könnte diese Autobahn in den nächsten zehn Jahren errichtet werden." sagte Dodik.
Tadic, sichtlich gut gelaunt, meinte, dass dieser Tag eine wichtige Bedeutung für Visegrad sowie für die ganze Region darstellt, da heute der erste Zug nach 32 Jahren wieder in dieser schönen Stadt an der Drina eingefahren ist und Visegrad nun mit der berühmten Sargan-Acht verbunden sei. Der Neubau dieser Bahnlinie war sehr gewagt, stellt aber nun einen großen Gewinn für die Siedlungen entlang dieser Linie dar, da seit der Inbetriebnahme der Sarganbahn sehr viele Touristen den nur schwach besuchten Landstreifen um die bosnisch-serbische Grenze beehrten, um mit dieser einzigartigen Schmalspurbahn zu fahren. Auch finanziell hat sich die Wiedererrichtung bereits gelohnt.
Visegrads Bürgermeister Tomislav Popovic berichtete den anwesenden Reportern, dass die neue Schmalspurbahn das touristische Angebot der Stadt bereichern und sicher viele neue Touristen anziehen wird. Seine Stadt hatte ja auch die letzten Kilometer in die Stadt finanziert und weiters wird Visegrad auch die Finanzierung zweier weitere Bahnhofsgleise sowie einer neuen Drehscheibe übernehmen.
Unter den tausenden Gästen befanden sich viele aus den umliegenden Nachbargemeinden und sogar einige pensionierte Eisenbahner aus früheren Zeiten.
Vukadin Lasica, ein früherer Fahrdienstleiter aus Visegrad erzählte mit Tränen in den Augen, dass er die vergangene Nacht vor Nervosität und Freude kein Auge zugemacht habe und nie im Traum daran gedacht hätte, in seinem Leben noch einmal einen Schmalspurzug in seinem Bahnhof erleben zu dürfen. Er berichtete vom Stolz, die schönen Uniformen tragen zu dürfen und die damalige Pünktlichkeit, wofür jeder Eisenbahner seine Taschenuhr bei jedem Dienst genau stellte. Er erzählte von den Nachtdiensten und Telefonaten über die alte Ringleitung mit seinen Kollegen in Bihac, Kulen-Vakuf, Gorazde und Sarajevo. "Disziplin war der Alltag der Eisenbahn." 1970 machte er in Gorazde Dienst, als er den Genossen Tito im Sonderzug zuwinkte und dieser freundlich zurückgrüßte.
Die neue Schmalspurbahn ist 43 km lang, 18,1 km davon fallen auf das Gebiet der Republik Serbien. Es gibt neun Tunnels mit einer Gesamtlänge von 1419 Metern und 12 Brücken mit einer Gesamtlänge von 293 Metern.
6000 Meter Stützmauer mussten neu errichtet werden, natürlich als Steinmauern ausgeführt und nicht neumodisch betoniert.
Die Strecke Sarajevo - Visegrad wurde im Jahr 1906 eröffnet und durch die Österreichisch-Ungarische Monarchie errichtet. Zu dieser Zeit war der Bau dieser Bahn wohl der teuerste weltweit wegen des unwegsamen Geländes. Der erste Zug aus Uzice erreichte erst 1925 Visegrad.
1978 endete der Bahnverkehr endgültig in Visegrad. Danach wurden die Bahnanlagen abgebaut.
Von Anbeginn des Projekts wurde über die Verlängerung der Museums- und Touristikbahn an beiden Streckenenden nachgedacht. Bereits mit der ersten Ausbaustufe wurde begonnen, die Strecke mit dem Ziel Višegrad im benachbarten Bosnien und Herzegowina wieder aufzubauen. Dieser Abschnitt ist nun ja fertiggestellt. Der original erhaltene Bahnhof von Višegrad wurde von einem Busunternehmen als Busbahnhof genützt und stand vorerst nicht zur Verfügung. Im Januar 2008 wurde bekanntgegeben, dass die Stadt Višegrad die Baukosten für den fehlenden Restabschnitt für das Jahr 2008 budgetiert habe.
Langfristig soll die Šarganska osmica auch in östlicher Richtung weiter reaktiviert werden und Anschluss an die Bahnstrecke Belgrad–Bar finden. Diese Erweiterung würde in Zukunft die Anreise auf dem Schienenweg ermöglichen. Da Teile der alten Trasse westlich von Užice einem Staudammprojekt im Tal der Đetinja zum Opfer fielen und nun unter Wasser liegen, erfordert die Reaktivierung dieses Abschnittes weitgehende und kostenaufwändige Neutrassierungen. Als wahrscheinlichster Verknüpfungspunkt gilt der Bahnhof Branešci, ca. 12 km Luftliniendistanz vom ehemaligen Bahnhof Kremna entfernt gelegen. Dies würde ab Kremna den Bau einer vollständig neuen Schmalspurbahnstrecke erforderlich machen. Hinweise in Fachzeitschriften erwähnen auch eine mögliche Anbindung des Flughafens von Užice an die Schmalspurbahn.
Die geplante Anbindung bei Branešci wird auch durch Hinweise aus der serbischen Eisenbahnfreunde-Szene im Web bestätigt.
Die Šarganska Osmica wird auch durch eine kurze neu gebaute Waldbahn in der Spurweite 600 mm ergänzt, die von Mokra Gora zu einem Picknickplatz im Kamišina-Tal führt.
(Quellen: Visegrad24.info, zeljeznice.net und Tante Wiki)
LG 2095.03
http://www.youtube.com/watch?v=sQWB_xOy0mY
http://www.youtube.com/watch?v=jZnOB1p82v4