"Die Schneck" - mit der Elektrischen durchs Pfälzer Oberland
Verfasst: 2. Mai 2013, 12:25
"Ämol nooch Neistodt mit de Schneck"
Am 11.01.1913 fuhr zum ersten Mal ein Zug der elektrischen "Pfälzer Oberlandbahn" von Landau/Pfalz bis Neustadt/Haardt (Heute Neustadt/Weinstraße). 10 Jahre dauerte es von der ersten Idee die Winzerdörfer der Pfalz mit einer Straßenbahn zu erschließen bis endlich die Konzession für die erste Strecke vorlag und der Bau beginnen konnte.
Vor 100 Jahren erhielt nun der Fortschritt Einzug in das Pfälzer Oberland, welches der Bahn auch gleichzeitig ihren Namen gab um für die Region und das edle Wirtschaftsgut, dem Pfälzer Wein, Werbung zu machen.
Gegründet und Betrieben wurde die Bahn seinerzeit von der Deutschen Eisenbahn Gesellschaft AG mit Sitz in Frankfurt, genehmigt wurde sie durch den Prinzregenten von Bayern (Die Pfalz gehört damals zu Bayern).
Zug um 1913 in der Endstelle am Landauer Bahnhof.
Bereits im Dezember 1912 war die nördliche Teilstrecke zwischen Edenkoben und Neustadt eröffnet worden. Im darauf folgenden Januar folgte dann der offizielle feierliche Festakt.
Von Landau in der Pfalz führte die Strecke durch die Innenstadt hinaus gen Norden und über Nußdorf, Böchingen. Flemlingen, Hainfeld und Rhodt nach Edenkoben. Hier war der Betriebsmittelpunkt mit Wagenhalle und Werkstätten errichtet worden. Hier starteten und endeten alle Zugfahrten.
Weiter ging es nun über Maikammer, Diedesfeld und Hambach nach Neustadt. Die Strecke endete jeweils direkt am Hauptbahnhof, so daß Fahrgäste bequem umsteigen konnten. Die Gesamtstrecke betrug etwa 23km und die Bahn brauchte gut 1h45. Bei einer maximalen Geschwindigkeit von 30kmh nicht verwunderlich. Das erklärt wohl auch sehr anschaulich, warum neben "Elektrische" vorallem "die Schneck" als Spitzname im Volksmund verbreitet war. Noch heute reden alte Pfälzer von ihr, wenn sie mit einem der Linienbusse auf der alten Route unterwegs sind.
Ganz schön eng ging es in der Ortsdurchfahrt in Diedefeld zu. Aufgenommen um 1954.
Bereits in den ersten Jahren transportierte die als meterspurige Straßenbahn ausgeführte Bahn über eine Milion Fahrgäste. Der Rekord lag bei fast 3,5 Milionen nach dem Krieg. Auch wenn es der Bahn nicht immer gut ging und auch nicht immer schwarze Zahlen geschrieben wurden, so hat sie sich doch immer tapfer um die Fahrgäste bemüht und war ihnen und der Region ein zuverläßiges Transportmittel. Die Streckenführung verlief meist direkt am Straßenrand, in den Ortschaften direkt auf den Straßen und nur an wenigen Stellen auf eigenem Bahnkörper. Haltestellen waren fast immer an den Gasthöfen eingerichtet worden. Auf der Gesamtlänge gab es neben den Umsetzgleisen in Landau, Edenkoben und Neustadt noch 8 weitere Ausweichstellen für Zugkreuzungen auf der eingleisigen Strecke.
An Rollmaterial verfügte die Oberlandbahn über 12 Triebwagen und 16 Beiwagen, sowie 3 verschiedene Gerätewagen und einen Turmwagen. Die Fahrzeuge wurden zum Größten Teil von Herbrandt in Köln hergestellt. 3 Fahrzeuge wurden in Weimar gebaut und waren ursprünglich für die Straßenbahn Hohenstein/Ernstthal gedacht.
Das goldene Eck in Edenkoben ist auch heute noch bekannt. Im 20m Radius ging es hier um die Ecke hinauf in die Klosterstraße. Um 1940.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie rasch wieder aufgebaut und in Betrieb genommen um die Wirtschaftslage nicht völlig verkommen zu lassen. Doch durch die Kriegsjahre fehlte es an vielem. Vorallem an Material wie Gleisen, Oberleitung und anderem, um die maroden Strecken wieder richtig in Stand setzen zu können. Auch die Fahrzeuge waren gut in die Jahre gekommen. Hinzu kam der stetig steigende Straßenverkehr durch PKW und LKW und es war auch so schon sehr eng in manchem Dorf. Heute kann man es sich kaum noch vorstellen wo sich die Elektrische damals überall durchzwängen mußte.
Anfang der 1950er fiel somit die Entscheidung den südlichen Abschnitt zwischen Landau und Edenkoben auf Busbetrieb umzustellen. Dieser wurde 1952 eingeführt. 1955 folgte dann auch der nördliche Abschnitt und am 30.1.1955 fuhr dann die letzte Schneck. Fortan übernahmen auch hier die Linienbusse den Fahrbetrieb, die im übrigen samt Betreibergesellschaft (mittlerweile mehrfach umgeformt) noch immer den Regionalverkehr im Pfälzer Oberland sicherstellt. Auch die Wagenhalle hat in Edenkoben überlebt und beheimatet heute die Linienbusse.
Ein typischer Zug der Oberlandbahn in den letzten Betriebsjahren.
Mehr über die Geschichten, Entwicklung und Erlebnisse rund um die längst vergessene Überland-Straßenbahn entlang der südlichen Weinstraße hat Hans-Ulrich Kroszewski in seinen "Tagebüchern der Schneck" zusammengetragen. Neben vielen Bildern werden hier Anekdoten, Berichte aus Schriftstücken und Protokollen wiedergegeben, die der Autor in 20 Jahren Recherche zusammengetragen hat. Weitere Informationen hierzu finden man auf www.die-schneck.de
Und heuer, im Jahr des 100-jährigen Jubiläums, soll nun ein Teilstück der Oberlandbahn wieder auferstehen, damit ihr wenigstens nachträglich ein kleines Denkmal gesetzt wird. Das ganze natürlich nur im Modell auf H0m-Spur.
Und damit Herzlich Willkommen bei meinem neuen Modellbahnprojekt.
Warum wird sich sicher der eine oder andere Fragen und das möchte ich mit nachfolgendem Bild kommentieren...
Orstdurchfahrt in Böchingen am Tag der feierlichen Streckeneröffnung.
... denn in genau diesem Haus wohne ich seit 5 Jahren. Noch heute fährt der Bus hier vorbei und wer als Hobbyeisenbahner nun schon mal direkt an einer alten Bahnstrecke wohnt... Na, den Rest könnt ihr euch sicher denken.
In den Büchern über der Schneck sind zahlreiche Informationen und Bilder zu finden die als Modellbaugrundlage dienen können. Darüber hinaus stehe ich in engem Kontakt mit dem Autor, der noch weiteres Material in seinen Archiven hütet. Da uns keine Modellumsetzung dieser Straßenbahn bekannt ist (Mit Ausnahme einer Sonderauflage von GogTram 1987) habe ich es mir auf die Fahne geschrieben der Oberlandbahn in H0m eine Modellbahnanlage zu widmen. Und darüber möchte ich euch hier, falls es euch interessiert, gerne berichten.
Ein erster Schritt ist bereits geschafft, denn die Urmodelle für die Straßenbahnwagen sind von Shapeways eingetroffen. Die Zeichnungen mußten aber noch mal überarbeitet werden und wenn die 2. Prototypen passen kann es bald an die Serienfertigung gehen.
Ich habe übrigens zu dieserm Projekt der "Modellschneck" einen Blog auf meiner Webseite angelegt, in dem ich recht aktuell den Fortschritt poste. Zu finden ist dieser unter
modellschneck.gerds-modellbahn.de
Grüße, Gerd
PS.: Alle Originalbilder entstammen der Sammlung Krozsewski und ich habe die Erlaubnis sie zu verwenden.
Am 11.01.1913 fuhr zum ersten Mal ein Zug der elektrischen "Pfälzer Oberlandbahn" von Landau/Pfalz bis Neustadt/Haardt (Heute Neustadt/Weinstraße). 10 Jahre dauerte es von der ersten Idee die Winzerdörfer der Pfalz mit einer Straßenbahn zu erschließen bis endlich die Konzession für die erste Strecke vorlag und der Bau beginnen konnte.
Vor 100 Jahren erhielt nun der Fortschritt Einzug in das Pfälzer Oberland, welches der Bahn auch gleichzeitig ihren Namen gab um für die Region und das edle Wirtschaftsgut, dem Pfälzer Wein, Werbung zu machen.
Gegründet und Betrieben wurde die Bahn seinerzeit von der Deutschen Eisenbahn Gesellschaft AG mit Sitz in Frankfurt, genehmigt wurde sie durch den Prinzregenten von Bayern (Die Pfalz gehört damals zu Bayern).
Zug um 1913 in der Endstelle am Landauer Bahnhof.
Bereits im Dezember 1912 war die nördliche Teilstrecke zwischen Edenkoben und Neustadt eröffnet worden. Im darauf folgenden Januar folgte dann der offizielle feierliche Festakt.
Von Landau in der Pfalz führte die Strecke durch die Innenstadt hinaus gen Norden und über Nußdorf, Böchingen. Flemlingen, Hainfeld und Rhodt nach Edenkoben. Hier war der Betriebsmittelpunkt mit Wagenhalle und Werkstätten errichtet worden. Hier starteten und endeten alle Zugfahrten.
Weiter ging es nun über Maikammer, Diedesfeld und Hambach nach Neustadt. Die Strecke endete jeweils direkt am Hauptbahnhof, so daß Fahrgäste bequem umsteigen konnten. Die Gesamtstrecke betrug etwa 23km und die Bahn brauchte gut 1h45. Bei einer maximalen Geschwindigkeit von 30kmh nicht verwunderlich. Das erklärt wohl auch sehr anschaulich, warum neben "Elektrische" vorallem "die Schneck" als Spitzname im Volksmund verbreitet war. Noch heute reden alte Pfälzer von ihr, wenn sie mit einem der Linienbusse auf der alten Route unterwegs sind.
Ganz schön eng ging es in der Ortsdurchfahrt in Diedefeld zu. Aufgenommen um 1954.
Bereits in den ersten Jahren transportierte die als meterspurige Straßenbahn ausgeführte Bahn über eine Milion Fahrgäste. Der Rekord lag bei fast 3,5 Milionen nach dem Krieg. Auch wenn es der Bahn nicht immer gut ging und auch nicht immer schwarze Zahlen geschrieben wurden, so hat sie sich doch immer tapfer um die Fahrgäste bemüht und war ihnen und der Region ein zuverläßiges Transportmittel. Die Streckenführung verlief meist direkt am Straßenrand, in den Ortschaften direkt auf den Straßen und nur an wenigen Stellen auf eigenem Bahnkörper. Haltestellen waren fast immer an den Gasthöfen eingerichtet worden. Auf der Gesamtlänge gab es neben den Umsetzgleisen in Landau, Edenkoben und Neustadt noch 8 weitere Ausweichstellen für Zugkreuzungen auf der eingleisigen Strecke.
An Rollmaterial verfügte die Oberlandbahn über 12 Triebwagen und 16 Beiwagen, sowie 3 verschiedene Gerätewagen und einen Turmwagen. Die Fahrzeuge wurden zum Größten Teil von Herbrandt in Köln hergestellt. 3 Fahrzeuge wurden in Weimar gebaut und waren ursprünglich für die Straßenbahn Hohenstein/Ernstthal gedacht.
Das goldene Eck in Edenkoben ist auch heute noch bekannt. Im 20m Radius ging es hier um die Ecke hinauf in die Klosterstraße. Um 1940.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie rasch wieder aufgebaut und in Betrieb genommen um die Wirtschaftslage nicht völlig verkommen zu lassen. Doch durch die Kriegsjahre fehlte es an vielem. Vorallem an Material wie Gleisen, Oberleitung und anderem, um die maroden Strecken wieder richtig in Stand setzen zu können. Auch die Fahrzeuge waren gut in die Jahre gekommen. Hinzu kam der stetig steigende Straßenverkehr durch PKW und LKW und es war auch so schon sehr eng in manchem Dorf. Heute kann man es sich kaum noch vorstellen wo sich die Elektrische damals überall durchzwängen mußte.
Anfang der 1950er fiel somit die Entscheidung den südlichen Abschnitt zwischen Landau und Edenkoben auf Busbetrieb umzustellen. Dieser wurde 1952 eingeführt. 1955 folgte dann auch der nördliche Abschnitt und am 30.1.1955 fuhr dann die letzte Schneck. Fortan übernahmen auch hier die Linienbusse den Fahrbetrieb, die im übrigen samt Betreibergesellschaft (mittlerweile mehrfach umgeformt) noch immer den Regionalverkehr im Pfälzer Oberland sicherstellt. Auch die Wagenhalle hat in Edenkoben überlebt und beheimatet heute die Linienbusse.
Ein typischer Zug der Oberlandbahn in den letzten Betriebsjahren.
Mehr über die Geschichten, Entwicklung und Erlebnisse rund um die längst vergessene Überland-Straßenbahn entlang der südlichen Weinstraße hat Hans-Ulrich Kroszewski in seinen "Tagebüchern der Schneck" zusammengetragen. Neben vielen Bildern werden hier Anekdoten, Berichte aus Schriftstücken und Protokollen wiedergegeben, die der Autor in 20 Jahren Recherche zusammengetragen hat. Weitere Informationen hierzu finden man auf www.die-schneck.de
Und heuer, im Jahr des 100-jährigen Jubiläums, soll nun ein Teilstück der Oberlandbahn wieder auferstehen, damit ihr wenigstens nachträglich ein kleines Denkmal gesetzt wird. Das ganze natürlich nur im Modell auf H0m-Spur.
Und damit Herzlich Willkommen bei meinem neuen Modellbahnprojekt.
Warum wird sich sicher der eine oder andere Fragen und das möchte ich mit nachfolgendem Bild kommentieren...
Orstdurchfahrt in Böchingen am Tag der feierlichen Streckeneröffnung.
... denn in genau diesem Haus wohne ich seit 5 Jahren. Noch heute fährt der Bus hier vorbei und wer als Hobbyeisenbahner nun schon mal direkt an einer alten Bahnstrecke wohnt... Na, den Rest könnt ihr euch sicher denken.
In den Büchern über der Schneck sind zahlreiche Informationen und Bilder zu finden die als Modellbaugrundlage dienen können. Darüber hinaus stehe ich in engem Kontakt mit dem Autor, der noch weiteres Material in seinen Archiven hütet. Da uns keine Modellumsetzung dieser Straßenbahn bekannt ist (Mit Ausnahme einer Sonderauflage von GogTram 1987) habe ich es mir auf die Fahne geschrieben der Oberlandbahn in H0m eine Modellbahnanlage zu widmen. Und darüber möchte ich euch hier, falls es euch interessiert, gerne berichten.
Ein erster Schritt ist bereits geschafft, denn die Urmodelle für die Straßenbahnwagen sind von Shapeways eingetroffen. Die Zeichnungen mußten aber noch mal überarbeitet werden und wenn die 2. Prototypen passen kann es bald an die Serienfertigung gehen.
Ich habe übrigens zu dieserm Projekt der "Modellschneck" einen Blog auf meiner Webseite angelegt, in dem ich recht aktuell den Fortschritt poste. Zu finden ist dieser unter
modellschneck.gerds-modellbahn.de
Grüße, Gerd
PS.: Alle Originalbilder entstammen der Sammlung Krozsewski und ich habe die Erlaubnis sie zu verwenden.